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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e en t S t e H u n g e i n e S p o l i t i S c H e n ge M e i n w e S e n S 177<br />

Marktschranken nur in eng begrenzten Ausnahmefällen zulässig sind (damals<br />

Art. 36 EGV, heute: Art. 30), hat <strong>der</strong> Europäische Gerichtshof weit reichende<br />

Machtbefugnisse gegenüber den Mitgliedstaaten entwickelt, mit <strong>der</strong>en Hilfe er<br />

nationale Beschränkungen des Handels und Wettbewerbsverzerrungen weggefegt<br />

hat (Burley-Slaughter/Mattli 1993; Meunier-Aitsahalia 1993; Weiler 1991).<br />

Und auch die Generaldirektion Wettbewerb hat ihre Machtbasis kontinuierlich<br />

ausgebaut (McGowan/Wilks 1995; Wilks 1992). Auf die den <strong>europäischen</strong> Verträgen<br />

innewohnende Asymmetrie zwischen marktschaffenden und marktkorrigierenden<br />

Maßnahmen hat Fritz Scharpf wie<strong>der</strong>holt hingewiesen (Scharpf<br />

1996a und in diesem Band).<br />

Neoliberale haben den Kampf um die Gestaltung <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

von einer strategisch günstigen Ausgangslage aufgenommen, und dennoch waren<br />

sie nur teilweise erfolgreich. So hat Philippe Schmitter auf Folgendes hingewiesen:<br />

»<strong>Die</strong> Auffassung, dass 1985–1986 mit <strong>der</strong> Einheitlichen Europäischen<br />

Akte definitiv eine enge, liberale Konzeption gewählt wurde, haben nachfolgende<br />

Entwicklungen wi<strong>der</strong>legt« (Schmitter 1996a). Zweifellos würde die Europäische<br />

Union ohne die Entschlossenheit von Margaret Thatcher, das neoliberale<br />

Projekt durchzusetzen, heute an<strong>der</strong>s aussehen. Aber die Marktliberalen mussten<br />

sich mit an<strong>der</strong>en mächtigen Akteuren auseinan<strong>der</strong>setzen, die sich ganz an<strong>der</strong>en<br />

Zielen verpflichtet fühlten und die, wie wir zeigen werden, ebenfalls die Europäische<br />

Union gestaltet haben.<br />

4.2 Das Projekt des regulierten Kapitalismus<br />

Im Gegensatz zu den Neoliberalen sehen an<strong>der</strong>e Gruppen in <strong>der</strong> Marktintegration<br />

nur den ersten Schritt auf dem Weg zum anspruchsvolleren Projekt eines<br />

regulierten Kapitalismus. Sie wollen in Europa eine Demokratie schaffen, die<br />

Märkte regulieren, Ressourcen umverteilen und eine Partnerschaft zwischen<br />

privaten und öffentlichen Akteuren för<strong>der</strong>n kann. Der einflussreichste Verfechter<br />

dieser Sichtweise war Jacques Delors, <strong>der</strong> während des entscheidenden<br />

Jahrzehnts von Anfang 1985 bis Ende 1994 Präsident <strong>der</strong> Europäischen Kommission<br />

war. Auch wenn Delors kein systematischer Denker war, bildet das in<br />

verschiedenen Vorträgen und Aufsätzen entwickelte Konzept des espace organisé<br />

den Kern des Projekts für einen regulierten Kapitalismus (Delors 1992; Grant<br />

1994; Ross 1995b, 1995a).<br />

Positive Regulierung<br />

Ein definierendes Merkmal dieses Projekts ist die grundsätzlich wohlwollende<br />

Beurteilung von Märkten und die Ablehnung von Verstaatlichung o<strong>der</strong> direkter

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