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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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w a n d e l d u r c H d e n eu r o 441<br />

Län<strong>der</strong> mussten sowohl die Finanz- als auch die Lohnpolitik institutionell neu<br />

strukturieren. Und alle drei verwendeten vor allem in <strong>der</strong> Lohnpolitik ähnliche<br />

Ansätze, die über die Schaffung von Sozialen Pakten die intern in allen drei<br />

Län<strong>der</strong>n zerstrittenen Gewerkschaften wie<strong>der</strong> an einen Tisch brachten und damit<br />

die beiden Ziele (interne Koordinierung <strong>der</strong> Lohnpolitik und Regierungseinfluss)<br />

gleichzeitig erreichten.<br />

4.3 Institutionelle Anpassungen in Län<strong>der</strong>n <strong>der</strong> dritten Gruppe<br />

Italien, Finnland und die Nie<strong>der</strong>lande passen in keine <strong>der</strong> beiden oben unterschiedenen<br />

Gruppen. Das liegt daran, dass <strong>der</strong> Status quo ante keine eindeutigen<br />

Prognosen über die wahrscheinliche Richtung <strong>der</strong> konjunkturellen Destabilisierung<br />

erlaubte.<br />

Finnland trat dem Euroraum faktisch im Zeitraum 1996 bis 1998 bei, als es<br />

<strong>der</strong> finnischen Zentralbank gelang, den festen Wechselkurs im EWS beizubehalten<br />

und gleichzeitig das Nominalzinsniveau an dasjenige <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Eurolän<strong>der</strong><br />

anzupassen. Finnland stand vor dem Problem, dass <strong>der</strong> finnische Wirtschaftszyklus<br />

strukturell sehr stark vom Rest des Euroraums abwich (OECD<br />

1998b), dass zyklische Destabilisierungen als Konsequenz <strong>der</strong> EZB-Politik in<br />

beide Richtungen (Boom und Rezession) also zu erwarten waren. Es ist bemerkenswert,<br />

dass die finnische Politik die Diskussion über den Einsatz von<br />

Finanz- und Lohnpolitik zum Zweck <strong>der</strong> Binnenstabilisierung <strong>der</strong> Konjunktur<br />

so explizit führte, wie dies in keinem an<strong>der</strong>en Land des Euroraums <strong>der</strong> Fall war.<br />

Vor diesem Hintergrund mag es kaum erstaunen, dass Finnland die sicherlich<br />

innovativste, aber auch expliziteste institutionelle Antwort auf das Risiko <strong>der</strong><br />

konjunkturellen Destabilisierung durch die EZB fand: die sogenannten Euro-<br />

Stoßdämpfer o<strong>der</strong> EMU buffers.<br />

Von 1998 an begannen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einen Fonds einzuzahlen,<br />

dessen Gesamtvolumen ausreichen sollte, um eine Anpassung des<br />

realen Wechselkurses durch Lohnverän<strong>der</strong>ungen von 3 Prozent für alle finnischen<br />

Arbeitnehmer zu finanzieren, ohne die sozialen Sicherungssysteme unter<br />

Druck zu setzen. Der durch den Fonds geschaffene Lohnspielraum entspricht<br />

einer Anpassung des nominalen Wechselkurses von circa 10 Prozent. Finnland<br />

schaffte sich durch die »Euro-Stoßdämpfer« also die Möglichkeit, reale Wechselkursanpassungen<br />

faktisch zu implementieren, ohne dabei auf Verän<strong>der</strong>ungen<br />

des Lohnniveaus Rücksicht nehmen zu müssen. <strong>Die</strong>ses Instrument ist ein<br />

bemerkenswerter Mittelweg zwischen fiskalischer Stabilisierung und lohnpolitischer<br />

Anpassung und fügt sich auf interessante Weise in das Ensemble <strong>der</strong><br />

beobachteten Anpassungsprozesse ein.

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