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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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418 H e n r i k en d e r l e i n<br />

Abschnitt 2 des Kapitels enthält eine Beschreibung <strong>der</strong> politökonomischen<br />

Schüsselargumente und eine Untersuchung des institutionellen Status quo ante<br />

in den Mitgliedslän<strong>der</strong>n. Abschnitt 3 beschreibt die jeweils erwartete zyklische<br />

Destabilisierung, ehe Abschnitt 4 den tatsächlichen institutionellen Anpassungsprozess<br />

in zehn Mitgliedslän<strong>der</strong>n des Euroraums mit den aus <strong>der</strong> Analyse abgeleiteten<br />

Erwartungen vergleicht und eine hohe Übereinstimmung findet. Der<br />

Schlussteil wendet sich einigen übergreifenden Implikationen <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Argumentation zu, insbeson<strong>der</strong>e den Lehren für bevorstehende Erweiterungsrunden<br />

<strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> Wirtschafts- und Währungsunion.<br />

2 Wirtschaftspolitische Institutionen und<br />

konjunkturelle Effekte <strong>der</strong> Währungsunion<br />

Das wahrscheinlich wichtigste Charakteristikum einer Währungsunion ist <strong>der</strong><br />

Wegfall <strong>der</strong> Geldpolitik aus dem wirtschaftspolitischen Instrumentarium <strong>der</strong><br />

Binnenökonomie. Da Zentralbanken in <strong>der</strong> nationalen Wirtschaftspolitik und<br />

insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Konjunkturpolitik eine Schlüsselrolle übernehmen, die sie<br />

zum Garanten zyklischer Stabilität machen (vor allem Taylor 1993; siehe auch<br />

En<strong>der</strong>lein 2004, dort insbeson<strong>der</strong>e Kapitel 3), konfrontiert <strong>der</strong> Wegfall <strong>der</strong><br />

Geldpolitik die beiden im nationalen Raum verbleibenden Instrumente – die<br />

Fiskal- und Lohnpolitik – mit neuen Anfor<strong>der</strong>ungen. <strong>Die</strong>se Anfor<strong>der</strong>ungen unterscheiden<br />

sich in Abhängigkeit des entstandenen Problemdrucks, denn Geld-,<br />

Finanz- und Lohnpolitik können nicht in je<strong>der</strong> konjunkturellen Lage stabilisierend<br />

eingesetzt werden. Abhängig davon, ob es sich um negative o<strong>der</strong> positive<br />

Zyklen handelt, sind die beiden Politikinstrumente zur Konjunkturkorrektur<br />

unterschiedlich geeignet.<br />

In einem zyklischen Boom können Regierungen und Tarifpartner durchaus<br />

an die Stelle <strong>der</strong> bisher dafür eingesetzten Geldpolitik treten und das inflationäre<br />

»overshooting« des Wirtschaftswachstums verhin<strong>der</strong>n. Ein anschaulicher<br />

Vergleich vermag den Sachverhalt zu verdeutlichen: In einem Auto, das mit<br />

überhöhter Geschwindigkeit unterwegs ist, erscheint es sinnvoll, das Gaspedal<br />

zurückzunehmen und auf die Bremse zu treten. In den meisten Autos wird die<br />

Kombination bei<strong>der</strong> Funktionen durch die Anordnung <strong>der</strong> Pedale fast zwangsläufig<br />

erreicht, weil <strong>der</strong>selbe Fuß sowohl Gas- als auch Bremspedal bedient. In<br />

einer Volkswirtschaft ist dies nicht <strong>der</strong> Fall. <strong>Die</strong> treibende Kraft einer konjunkturellen<br />

Überhitzung ist in <strong>der</strong> Regel die Lohnpolitik, die beste Bremse dagegen<br />

die Finanzpolitik.

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