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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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Nationale Sozialstaaten in <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union: Zukünfte eines »sozialen Europas«<br />

Stephan Leibfried und Herbert Obinger<br />

We have not successfully rolled back the frontiers of the state in Britain, only to see them<br />

reimposed at a European level, with a European superstate exercising a new dominance from<br />

Brussels. (Margaret Thatcher zum Delors-Plan eines sozialen Europas, Brügge, 20. September<br />

1988; zitiert nach Booker/North 2003: 241)<br />

<strong>Die</strong>ser Beitrag beschäftigt sich mit Zukunftsszenarien des »sozialen Europas«,<br />

<strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> sozialen Dimension. Während noch bis in die Neunzigerjahre<br />

hinein viele dachten, es werde auf europäischer Ebene schlicht eine Wie<strong>der</strong>holung<br />

des nationalen Sozialstaates geben, dürfte die Entwicklung Europas inzwischen<br />

in ganz an<strong>der</strong>e Richtungen weisen. Zunächst werden wir politische und<br />

ökonomische Ursachen diskutieren, die eine ausgeprägte Ausdifferenzierung<br />

eines <strong>europäischen</strong> Sozialstaates bislang zurückgehalten haben (Teil 1), ehe wir<br />

uns <strong>der</strong> zukünftigen Entwicklung einer <strong>europäischen</strong> Sozialpolitik zuwenden<br />

(Teil 2). <strong>Die</strong>se Entwicklung wird dadurch präjudiziert, in welcher Weise die europäische<br />

<strong>Integration</strong> eine Schlagseite für die nationalen Sozialstaaten erzeugt<br />

o<strong>der</strong> erzeugen kann (Teil 2.1). Sie wird ferner davon abhängen, in welcher Weise<br />

kritische interne Entwicklungen im und rund um den nationalen Sozialstaat externe<br />

europäische Rettungsanker nahelegen (Teil 2.2).<br />

<strong>Die</strong> Europäischen Verträge sehen durchaus punktuell Kompetenzen vor, die<br />

einen sozialpolitischen Einschlag haben. Wie in <strong>der</strong> Frühphase <strong>der</strong> meisten bundesstaatlichen<br />

Verfassungen ist aber eine »soziale Dimension« – im Gegensatz<br />

zur Marktöffnung – in den Verträgen nicht systematisch vorgesehen, sodass sie,<br />

wie in den Bundesstaaten auch, eher über Nebengleise, also über »Bypässe«,<br />

Hans F. Zacher zum 80. Geburtstag gewidmet – im Blick auf sein über viele Jahrzehnte sich erstreckendes<br />

Engagement für die erfolgreichen Synthese zum Sozialen hin (zum Beispiel Zacher 2000b,<br />

2001, 2004), sein Interesse an <strong>der</strong> Auffächerung des Sozialen in Mehrebenensystemen (zum Beispiel<br />

Zacher 2000a, 2003) und im Blick auf seine kontinuierlichen, nachhaltigen Anfragen an ein »Sozia les<br />

Europa« auf allen seinen Ebenen (zum Beispiel Zacher 2002, 2005, 2008). »[F]or it is clear that, in<br />

the twentieth century, citizenship and the capitalist class system have been at war« (T. H. Marshall<br />

1949 in seiner eine ganze Epoche bestimmenden Alfred Marshall Lecture in Cambridge; Marshall<br />

2008: 104) – hier den Frieden zu wahren, zu stiften, dafür neue Formen zu finden, bestimmt Hans<br />

Zachers Lebensarbeit.

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