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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e en t S t e H u n g e i n e S p o l i t i S c H e n ge M e i n w e S e n S 173<br />

Zugrunde liegt die Absicht, ein Gefälle zwischen europaweiten wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten und <strong>der</strong> in den meisten Bereichen weiterhin national fragmentierten<br />

politischen Gestaltungsfähigkeit herzustellen (Schmidt 1994; Streeck 1992, 1995,<br />

1996; Streeck/Schmitter 1991). Durch die supranationale Wettbewerbsaufsicht<br />

wollen Neoliberale allen nationalen Handelsbarrieren einen Riegel vorschieben.<br />

Indem gleichzeitig die Entstehung eines politischen Gemeinwesens verhin<strong>der</strong>t<br />

wird, wird die Fähigkeit <strong>der</strong> EU minimiert, den Markt zu re-regulieren.<br />

Den Neoliberalen schwebt dabei nicht nur ein verschärfter Wettbewerb<br />

zwischen Firmen und Arbeitnehmern, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Wettbewerb zwischen<br />

Regierungen und zwischen den Mitgliedstaaten vor. Unerlässliche Folge des<br />

Missverhältnisses zwischen wirtschaftlichem Wettbewerb (<strong>der</strong> EU-weit stattfindet)<br />

und politischer Gestaltungsfähigkeit (die in den Mitgliedstaaten verankert<br />

bleibt) ist ein wachsen<strong>der</strong> Standortwettbewerb, bei dem nationale Regierungen<br />

darum konkurrieren, für mobile Produktionsfaktoren – vor allem, das Kapital<br />

– beson<strong>der</strong>s attraktive Bedingungen bereitzustellen. Indem sie die Kosten für<br />

Standortverlagerungen senkt, erleichtert die Marktintegration mobilen Produktionsfaktoren,<br />

sich das Land ihrer Wahl auszuwählen. Abgestraft werden Län<strong>der</strong>,<br />

die ihre politische <strong>Ökonomie</strong> nicht den For<strong>der</strong>ungen des Kapitals anpassen,<br />

weil sie beispielsweise darauf verzichten, Unternehmenssteuern zu senken o<strong>der</strong><br />

vermeintlich unnötige Regulierung abzubauen (Scharpf 1996a; Schmidt 1994;<br />

Streeck 1992). Zwar sind auch Arbeitnehmer prinzipiell in <strong>der</strong> Lage, den Standort<br />

infolge des Regimewettbewerbs zu wechseln, doch aufgrund sprachlicher<br />

und kultureller Barrieren sind sie seltener dazu bereit.<br />

Schließlich hin<strong>der</strong>t das neoliberale Projekt Arbeitnehmer und sozialpolitische<br />

Interessengruppen daran, nationale Regierungen zu einer Ausweitung <strong>der</strong><br />

Regulierung zu bewegen. Entscheidungen werden von <strong>der</strong> nationalen Arena, in<br />

<strong>der</strong> historisch gewachsene Interessengruppen und gewählte Parlamente berücksichtigt<br />

werden müssen, in internationale Foren verlegt, in denen die Exekutive<br />

dominiert (Olson 1982). <strong>Die</strong>s entspricht <strong>der</strong> intergouvernementalen Konzeption<br />

europäischer Entscheidungsverfahren. Nationale Regierungen erscheinen<br />

in diesem Prozess nicht als antiquiert, son<strong>der</strong>n werden, ganz im Gegenteil, zum<br />

einzigen Transmissionsriemen zwischen <strong>der</strong> Innenpolitik und den <strong>europäischen</strong><br />

Verhandlungen aufgewertet. Nationale Regierungen prägen die Agenda und<br />

handeln zentrale Weichenstellungen aus; dagegen werden die innenpolitischen<br />

Akteure zu Zuschauern degradiert, die nur hoffen können, die Ergebnisse indirekt<br />

über die nationalen Regierungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen (Moravcsik<br />

1993, 1994).

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