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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e gr e n z e n d e r e u r o p ä i S c H e n ar b e i t S M a r k t i n t e g r a t i o n 299<br />

Das EU-Recht kanalisiert den Regimewettbewerb. Zuschüsse, steuerliche<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e direkte Vergünstigungen im Zusammenhang mit Direktinvestitionen<br />

sind zunehmend verboten worden, soweit sie als unlauterer Wettbewerb<br />

einzustufen sind. 13 Folglich hat <strong>der</strong> Regimewettbewerb die Notwendigkeit immer<br />

weiter erhöht, Investoren ein Umfeld zu bieten, in dem Unternehmen<br />

flexibel und zu niedrigen Kosten produzieren können. Was den Arbeitsmarkt<br />

betrifft, för<strong>der</strong>t dies zunehmend einen Trend zu billigeren und flexibleren Arbeitskräften.<br />

Regierungen und Arbeitgeber drängen auf Lohnzurückhaltung<br />

und eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, und in den letzten Jahren haben in<br />

den meisten EU-Staaten mit wechselndem Erfolg Versuche stattgefunden, die<br />

Arbeitsmärkte zu liberalisieren. Zwar setzen Arbeitnehmer und Gewerkschaften<br />

einerseits <strong>der</strong>lei Vorstößen zur Lohnzurückhaltung und Flexibilisierung Wi<strong>der</strong>stand<br />

entgegen. An<strong>der</strong>erseits haben sie jedoch in vielen Län<strong>der</strong>n das Argument<br />

des Regimewettbewerbs bereits bis zu einem gewissen Grad verinnerlicht.<br />

Auf <strong>der</strong> Mikroebene wird <strong>der</strong> Wettbewerb um Kapital von den bestehenden<br />

Exit-Möglichkeiten beeinflusst. Der Faktor Kapital hatte schon immer bessere<br />

Möglichkeiten als <strong>der</strong> Faktor Arbeit, seinen Interessen durch (die tatsächliche<br />

o<strong>der</strong> angedrohte) Abwan<strong>der</strong>ung Nachdruck zu verleihen. <strong>Die</strong>ser »Mobilitätsunterschied«<br />

hat – bedingt durch zahlreiche strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen – in<br />

den vergangenen zwei Jahrzehnten stark zugenommen (Hoffmann 2006). An<br />

prominenter Stelle stehen hier die Schaffung des Binnenmarktes und die EU-<br />

Erweiterung, die Unternehmen den Spielraum bieten, ihre Produktionsprozesse<br />

über ganz Europa hinweg neu zu organisieren (ebd.). 14<br />

<strong>Die</strong> Exit-Optionen des Kapitals haben seine Macht gegenüber dem Faktor<br />

Arbeit gestärkt. Auf <strong>der</strong> Ebene von – insbeson<strong>der</strong>e multinationalen – Unternehmen<br />

hat dies dazu geführt, dass vor allem arbeitsintensive Produktionsaufgaben<br />

von Län<strong>der</strong>n mit höheren Löhnen in Län<strong>der</strong> mit niedrigeren Löhnen<br />

verlagert wurden. Der Anteil solcher Verlagerungen an den gesamten ADI ist<br />

<strong>der</strong>zeit jedoch gering. 15 Möglicherweise wichtiger ist <strong>der</strong> zunehmende Gebrauch<br />

chischen Republik, Polen, Ungarn und <strong>der</strong> Slowakei. <strong>Die</strong>se Staaten sind äußerst ADI-orientiert<br />

und konkurrieren dabei um ähnliche Investitionsarten (Bohle im Erscheinen).<br />

13 Das bedeutet nicht, dass <strong>der</strong>lei Investitionsanreize nicht mehr geboten werden. Sie haben jedoch<br />

eine an<strong>der</strong>e Form angenommen (Weiterbildung o<strong>der</strong> Unterkunft für Arbeitskräfte, gezielte<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Infrastruktur etc.) und werden zunehmend von regionalen o<strong>der</strong> lokalen<br />

Regierungen statt von nationalen Regierungen angeboten.<br />

14 Auch diese Faktoren sind Teil eines umfassen<strong>der</strong>en Prozesses, <strong>der</strong> das Entstehen flexiblerer<br />

postfordistischer Produktionsweisen, die Liberalisierung und Internationalisierung von Warenströmen,<br />

Direktinvestitionen und Finanzkapital sowie das Entstehen einer neuen Finanzarchitektur<br />

beinhaltet (Hoffmann 2006).<br />

15 Zu Merkmalen und Dimensionen von Standortverlagerungen in den vergangenen Jahren siehe<br />

die Beiträge in Galgóczi et al. (2006).

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