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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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z e n t r a l b a n k u n a b H ä n g i g k e i t u n d k o o r d i n i e r t e lo H n a u S H a n d l u n g 381<br />

koordiniert ist. 22 Zweitens mag die Effektivität des signaling auch durch die Tatsache<br />

begünstigt werden, dass die Pilotabschlüsse in dem beson<strong>der</strong>s exportorientierten<br />

Metallsektor getätigt werden. <strong>Die</strong> Tarifpartner neigen in Exportsektoren<br />

zu mo<strong>der</strong>aten Lohnabschlüssen, um die Lohnstückkosten auf international<br />

wettbewerbsfähigem Niveau zu halten. Gleichzeitig aber erweisen sie sich auch<br />

als beson<strong>der</strong>s sensibel gegenüber Signalen <strong>der</strong> Zentralbank. <strong>Die</strong>s liegt daran,<br />

dass eine restriktive Geldpolitik nicht nur das generelle Niveau wirtschaftlicher<br />

Aktivität, son<strong>der</strong>n auch den Wechselkurs beeinflusst. Geldpolitische Kurswechsel<br />

bedrohen die wirtschaftlichen Aktivitäten des Exportsektors deshalb in beson<strong>der</strong>em<br />

Ausmaß (dazu auch Franzese 1994, 1996).<br />

<strong>Die</strong> Fähigkeit Nachkriegsdeutschlands, niedrige Inflationsraten vor dem<br />

Hintergrund geringer Arbeitslosigkeit hervorzubringen, sollte also nicht allein<br />

<strong>der</strong> Unabhängigkeit <strong>der</strong> Bundesbank zugeschrieben werden. Vielmehr resultiert<br />

diese Fähigkeit aus einem beson<strong>der</strong>s effektiven Signaling-Prozess, <strong>der</strong> durch die<br />

Kombination von Zentralbankunabhängigkeit und koordinierter Lohnpolitik ermöglicht<br />

wird.<br />

4 Eine international vergleichende Analyse<br />

Wenden wir uns nun einem Test <strong>der</strong> oben entwickelten Argumentation anhand<br />

international vergleichen<strong>der</strong> empirischer Daten zu. Wie bereits erwähnt, beruht<br />

<strong>der</strong> gegenwärtige Enthusiasmus für Zentralbankunabhängigkeit nicht zuletzt<br />

auf einigen einfachen, aber einflussreichen Studien, die mit Hilfe internationaler<br />

Vergleiche von Durchschnittswerten <strong>der</strong> Nachkriegszeit zeigen, dass Län<strong>der</strong><br />

ihre Inflationsraten ohne unerwünschte wirtschaftliche Begleiteffekte einfach<br />

dadurch senken können, dass sie die Unabhängigkeit ihrer Zentralbank erhöhen.<br />

So fasst eine dieser Studien zusammen, eine unabhängige Zentralbank sei wie<br />

ein Freifahrtsschein – sie erwirtschafte makroökonomischen Nutzen, habe aber<br />

keine erkennbaren Kosten (Grilli/Masciandaro/Tabellini 1991: 375).<br />

<strong>Die</strong>se Studien haben eine gravierende Schwachstelle. Im Einklang mit neoklassischen<br />

Modellen, die die <strong>Ökonomie</strong>n län<strong>der</strong>übergreifend als weitgehend<br />

homogen ansehen, wird nur eine institutionelle Variable berücksichtigt: die Zentralbankunabhängigkeit.<br />

23 Wir schlagen vor, die Lohnaushandlung als eine wei-<br />

22 Siehe dazu auch Iversen (1998), obwohl seine Begründung für den Effekt von <strong>der</strong> hier präsentierten<br />

abweicht.<br />

23 Vergleiche als beachtenswerte Ausnahmen: Havrilesky/Granto (1993), Bleaney (1996), Al-Marhubi/Willett<br />

(1995). Eine Zusammenstellung früherer Studien findet sich in <strong>der</strong> Untersuchung<br />

von Eijffinger/De Haan (1996).

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