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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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e u r o S k e p t i z i S M u S u n d in t e g r a t i o n S u n t e r S t ü t z u n g 255<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union stets im Kontext <strong>der</strong> jeweils nationalen Kapitalismusvarianten<br />

bilden. Das im »Policy-Appraisal«-Modell (Gabel 1998) formulierte<br />

»Humankapital«-Argument, das eine Verbindung von <strong>Integration</strong>sunterstützung<br />

und Bildungsstand begründet, gilt deshalb nicht kontextübergreifend, son<strong>der</strong>n<br />

die Effekte des Bildungsstandes auf die Bewertung <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> <strong>Integration</strong><br />

schwanken zwischen den unterschiedlichen nationalstaatlichen Kontexten:<br />

1. Liberale Marktökonomien (LMEs) erhöhen die Möglichkeiten gut ausgebildeter<br />

Fachkräfte, ihre persönlichen Einkünfte durch freie Vereinbarungen<br />

zu erhöhen. Sie verschärfen vice versa die Situation geringer qualifizierter Arbeitskräfte.<br />

2. Koordinierte Marktwirtschaften (CMEs) mit zentralisierter Lohnaushandlung<br />

begrenzen die Einkommensspreizung und damit den Grad sozialer<br />

Ungleichheit effektiver. Ein höheres Maß an Dekommodifizierung sichert<br />

Verlierer <strong>der</strong> Marktintegration in konservativen und sozialdemokratischen<br />

Wohlfahrtsstaaten ab.<br />

4.2 Das »Policy-Shift«-Modell<br />

Das Präferenzmodell zielt auf den Zusammenhang von allgemeinen ideologischen<br />

Positionen mit <strong>der</strong> Herausbildung integrationsorientierter o<strong>der</strong> euroskeptischer<br />

Präferenzen. Links und rechts sind hier nur grobe Etiketten, <strong>der</strong>en<br />

jeweiliger Inhalt unter den Mitgliedstaaten <strong>der</strong> Union variiert und auch zeitlich<br />

wandelbar ist. Jede empirische Analyse muss deshalb beachten, was links und<br />

rechts im jeweils nationalen und historischen, im institutionellen und sozioökonomischen<br />

Kontext bedeuten.<br />

Simon Hix (2007) greift bei seiner Begründung von Euroskeptizismus als<br />

»Anti-Zen tra lisierung« Argumente des Rational-Choice-Institutionalismus auf,<br />

etwa die von Alesina und Spolaore (2003) in ihrem Konzept zur »Size of Nations«<br />

eingebrachte Differenzierung zentrifugaler und zentripetaler Bedingungen,<br />

die alternativ sezessionistische o<strong>der</strong> integrationistische Bestrebungen för<strong>der</strong>n.<br />

Dabei unterstützen Bürger ein <strong>Integration</strong>sprojekt, wenn die Policies auf<br />

<strong>der</strong> Verbundebene eher mit ihren Präferenzen korrespondieren als die Policies<br />

<strong>der</strong> jeweils regionalen Ebene. Sie lehnen dagegen die <strong>Integration</strong> ab, wenn die<br />

erwarteten Policies auf <strong>der</strong> Verbundebene weiter von ihren idealen Präferenzen<br />

entfernt sind als <strong>der</strong> regionale Status quo. Angewendet auf die <strong>Integration</strong> Europas<br />

ergibt sich deshalb ein policy-orientiertes, kontextsensitives Modell <strong>der</strong><br />

Präferenzbildung, dessen wesentliche Elemente die ökonomischen Politikpräferenzen<br />

<strong>der</strong> Bürger in Relation zu institutionellen und ökonomischen Policy-<br />

Kontexten auf nationaler und auf europäischer Ebene sind.

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