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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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298 M a a r t e n ke u n e<br />

zeigt sich auch in <strong>der</strong> in vielen EU-Staaten zu beobachtenden Dezentralisierung<br />

von Tarifverhandlungen von <strong>der</strong> nationalen Ebene auf die Branchenebene o<strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Branchen- auf die Unternehmensebene. <strong>Die</strong>s stellt die soziale Solidarität<br />

auf die Probe (Dyson 2006). Es erhöht das Risiko, dass sich die relative Verhandlungsposition<br />

<strong>der</strong> auf dem Arbeitsmarkt schwächeren Gruppen verschlechtert<br />

und sich daraus das Risiko zunehmen<strong>der</strong> Armut trotz Arbeit sowie sozialer Polarisierung<br />

ergibt. Lohnzurückhaltung und Flexibilisierung <strong>der</strong> Arbeit finden in<br />

einem Kontext statt, in dem eine Verschiebung des Machtgleichgewichts zwischen<br />

Kapital und Arbeit erkennbar ist. 10 Wie im Folgenden dargelegt wird, ist<br />

diese Verschiebung zum Teil auf die negative <strong>Integration</strong> zurückzuführen.<br />

4.2 Kapitalmobilität, Regimewettbewerb und Standortverlagerung<br />

Durch die negative <strong>Integration</strong> werden Bedingungen geschaffen, unter denen<br />

privates Kapital, zumindest prinzipiell, äußerst mobil ist. Sie hat öffentliche Investitionen<br />

in Beschäftigung eingeschränkt und somit die Bedeutung privaten<br />

Kapitals bei <strong>der</strong> Schaffung von Arbeitsplätzen erhöht. Während Staaten und Arbeitnehmer<br />

zunehmend von privatem Kapital abhängig geworden sind, haben<br />

sich gleichzeitig dessen Abwan<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten verbessert. 11 Im Ergebnis<br />

hat die negative <strong>Integration</strong> den Wettbewerb <strong>der</strong> Staaten und Arbeitnehmer untereinan<strong>der</strong><br />

um Investitionskapital deutlich verschärft. <strong>Die</strong>ser Wettbewerb umfasst<br />

sowohl das Anlocken neuer Investitionsprojekte als auch die För<strong>der</strong>ung<br />

und den Ausbau <strong>der</strong> bestehenden. Er hat sowohl eine makro- als auch eine mikroökonomische<br />

Dimension.<br />

Auf Makroebene verstärkt die europäische <strong>Integration</strong> den Regimewettbewerb<br />

zwischen Staaten. <strong>Die</strong>ser nimmt infolge <strong>der</strong> steigenden Abhängigkeit<br />

von externem Kapital seit einigen Jahren zu und ist durch die EU-Erweiterung<br />

weiter angeheizt worden. Ein Kernpunkt <strong>der</strong> wirtschaftlichen Entwicklungsstrategien<br />

<strong>der</strong> meisten NMS besteht darin, ausländische Direktinvestitionen (ADI)<br />

anzuwerben, da diese als <strong>der</strong> Motor wirtschaftlichen Wachstums und als Quelle<br />

für Technologie und Wissen gelten. 12<br />

10 Flexibilisierung kann entwe<strong>der</strong> auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Arbeitgeber o<strong>der</strong> die <strong>der</strong> Arbeitnehmer<br />

gerichtet sein. Arbeitgeberorientierte Flexibilität ist jedoch häufiger als arbeitnehmerorientierte<br />

(Keune 2006b).<br />

11 <strong>Die</strong>s beschränkt sich nicht allein auf die EU, son<strong>der</strong>n ist Teil von übergeordneten globalen<br />

Prozessen ökonomischer Internationalisierung und Deregulierung. Dennoch ist negative <strong>Integration</strong><br />

in den EU-Län<strong>der</strong>n wohl am gründlichsten institutionell verankert. Obgleich die EU<br />

in <strong>der</strong> globalen Wirtschaft fest verwurzelt ist, findet <strong>der</strong> bei Weitem größte Anteil an Im- und<br />

Exporten innerhalb <strong>der</strong> EU statt.<br />

12 Während <strong>der</strong> Regimewettbewerb in <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> Wirtschaft insgesamt zugenommen hat,<br />

ist er beson<strong>der</strong>s ausgeprägt zwischen den sogenannten Visegrad-Staaten, nämlich <strong>der</strong> Tsche-

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