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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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304 M a a r t e n ke u n e<br />

fen werden. Es ist ebenfalls zu früh, um die Effekte dieser inner<strong>europäischen</strong><br />

Migration auf den Arbeitsmarkt zu bewerten. Dessen ungeachtet scheint es<br />

möglich, einige vorläufige Beobachtungen festzuhalten. Erstens, <strong>der</strong> Zustrom<br />

von Migranten kann einen Abwärtsdruck auf die Löhne und Arbeitsbedingungen<br />

in den Gastlän<strong>der</strong>n ausüben. Arbeitsmigranten laufen darüber hinaus Gefahr,<br />

zu einer marginalisierten Unterschicht <strong>der</strong> Arbeiterschaft zu werden, wenn<br />

sie sich nicht aus den schlecht bezahlten Arbeitsverhältnissen mit schlechter<br />

Qualität befreien können. <strong>Die</strong>s ist umso wahrscheinlicher, als ihre Interessen oft<br />

von keiner Gewerkschaft vertreten werden.<br />

Eine zweite Schlussfolgerung ist, dass das Thema Migration künftig möglicherweise<br />

politisch noch kontroverser diskutiert werden wird, falls die Migrantenzahlen<br />

weiter ansteigen o<strong>der</strong> Europa in einen ernsthaften Wirtschaftsabschwung<br />

gerät. Derzeit herrschen in den wichtigsten Einwan<strong>der</strong>ungslän<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

EU solides Wirtschaftswachstum und eine konstant hohe Nachfrage nach Arbeitskräften.<br />

In Großbritannien kommt das Innenministerium zu dem Schluss,<br />

dass »Bürger aus den A8-Staaten [gemeint sind die NMS] auch weiterhin nach<br />

Großbritannien kommen, um dort zu arbeiten und somit zum Erfolg <strong>der</strong> britischen<br />

Wirtschaft beitragen, gleichzeitig aber nur wenige For<strong>der</strong>ungen an unser<br />

Sozialsystem stellen« (Home Office 2007). Derlei Bewertungen könnten umschlagen,<br />

wenn sich die wirtschaftliche Lage än<strong>der</strong>t. Dann sind For<strong>der</strong>ungen<br />

nach <strong>der</strong> Re-Regulierung <strong>der</strong> Migrantenströme vorstellbar.<br />

5 Schlussfolgerungen<br />

Während die EU-Mitgliedstaaten in den vergangenen Jahrzehnten weite Teile<br />

ihrer Souveränität zur Regulierung <strong>der</strong> Wirtschaft auf die europäische Ebene<br />

übertragen und dadurch eine schnelle und umfassende wirtschaftliche <strong>Integration</strong><br />

sichergestellt haben, ist dies auf dem Arbeitsmarkt nicht geschehen. Zwar ist<br />

die Anzahl von europaweiten Arbeitsmarktregelungen und -politiken durchaus<br />

beachtlich, die nach <strong>der</strong> schrittweisen Erweiterung <strong>der</strong> Kompetenzen – über die<br />

ursprünglich in den Römischen Verträgen enthaltenen hinaus – entstanden sind.<br />

Sie bleiben jedoch fragmentarisch, beziehen sich nur auf ein eingeschränktes<br />

Spektrum arbeitsmarktbezogener Themen und sind weitgehend komplementär<br />

zu nationalen Regelungen. <strong>Die</strong> Regulierung des Arbeitsmarktes ist somit ein<br />

gutes Beispiel dafür, wie die positive <strong>der</strong> negativen <strong>Integration</strong> hinterherhinkt.<br />

Seit den späten Neunzigerjahren haben neue, »weiche« Arten europäischer<br />

Governance »harte« Regelungen ergänzt. Bekanntheit hat insbeson<strong>der</strong>e die EBS<br />

erlangt, die einen Ausgleich zwischen europäischer <strong>Integration</strong> und nationaler

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