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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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322 S t e f f e n ga n g H o f u n d pH i l i p p ge n S c H e l<br />

25-Staaten auf diese Wahl zwischen Steuerspreizungseffekt und Abwärtseffekt<br />

reagiert haben. Wir wie<strong>der</strong>holen die Analyse hier mit neueren Daten für die EU-<br />

27-Staaten. <strong>Die</strong> abhängige Variable ist dabei die Steuerspreizung (Steuersatzdifferenz<br />

zwischen Einkommen- und Körperschaftsteuer) im Jahr 2006. <strong>Die</strong> unabhängige<br />

Variable ist <strong>der</strong> Körperschaftsteuersatz. Unsere Hypothese lautet, dass<br />

niedrige Körperschaftsteuersätze systematisch mit hohen Steuersatzdifferenzen<br />

einhergehen sollten: Je stärker die Regierungen durch den Steuerwettbewerb<br />

gezwungen werden, ihre Körperschaftsteuersätze zu senken, desto schwieriger<br />

sollte es für sie werden, die Lücke zum Einkommensteuerspitzensatz klein zu<br />

halten. Um diese Hypothese zu überprüfen, kontrollieren wir für zwei wichtige<br />

Determinanten des Einkommensteuerspitzensatzes, nämlich die Gesamtsteuerquote<br />

und das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Analyse.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse lassen sich in drei Punkten zusammenfassen. Erstens: Der<br />

Körperschaftsteuersatz hat tatsächlich den von uns vermuteten negativen Effekt<br />

auf die Steuersatzdifferenz. Folgen wir Modell 1, so erhöht jede Senkung<br />

des Unternehmenssteuersatzes um einen Prozentpunkt die Steuersatzdifferenz<br />

ceteris paribus um rund 0,95 Prozentpunkte und, so können wir im Umkehrschluss<br />

ebenfalls folgern, senkt den Einkommensteuerspitzensatz um 0,05<br />

Prozentpunkte. In Modell 2 ist <strong>der</strong> Zusammenhang sogar noch ausgeprägter.<br />

Der Steuerwettbewerb hat also einen sehr starken Steuerspreizungs- und einen<br />

eher schwachen Abwärtseffekt auf die Einkommensteuer.<br />

Zweitens: <strong>Die</strong> nationale Reaktion auf die vom Steuerwettbewerb erzwungene<br />

Absenkung des Körperschaftsteuersatzes hängt von <strong>der</strong> Gesamtsteuerquote<br />

ab. Hochsteuerlän<strong>der</strong> müssen, ceteris paribus, eine größere Steuersatzspreizung in<br />

Kauf nehmen als Niedrigsteuerlän<strong>der</strong>, weil sie ihren Einkommensteuerspitzensatz<br />

weniger leicht senken können. Sie brauchen einen relativ hohen Spitzensatz,<br />

um ein hohes Einkommensteueraufkommen zu realisieren und/o<strong>der</strong> um ein<br />

progressives Gegengewicht zu potenziell regressiven Abgaben wie <strong>der</strong> Mehrwertsteuer,<br />

den speziellen Verbrauchsteuern o<strong>der</strong> den Sozialversicherungsabgaben<br />

zu schaffen (Ganghof 2006). Bei ihnen ist <strong>der</strong> Steuerspreizungseffekt deshalb<br />

ausgeprägter als bei Niedrigsteuerlän<strong>der</strong>n.<br />

Drittens: <strong>Die</strong> nationale Reaktion auf wettbewerbsbedingt niedrige Körperschaftsteuersätze<br />

hängt vom Wohlstandsniveau eines Landes ab. Flat taxes, also<br />

Steuersysteme, welche die Sätze von Einkommensteuer und Körperschaftsteuer<br />

auf kompetitiv niedrigem Niveau angleichen, sind bisher eine Domäne <strong>der</strong><br />

relativ armen ost<strong>europäischen</strong> Beitrittslän<strong>der</strong> geblieben. Das mag daran liegen,<br />

dass diese Län<strong>der</strong>, gerade wegen ihrer relativen Armut, stärker darauf angewiesen<br />

sind, Wirtschaftsfreundlichkeit zu signalisieren. Möglicherweise liegt es aber<br />

auch daran, dass diese Län<strong>der</strong> keine lange Tradition progressiver Einkommens-

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