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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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Soziale Solidarität<br />

d i e en t S t e H u n g e i n e S p o l i t i S c H e n ge M e i n w e S e n S 179<br />

Beson<strong>der</strong>es Augenmerk richten die Vertreter des regulierten Kapitalismus auf<br />

politische Maßnahmen, die die Marktlage von schlechter Gestellten verbessern<br />

und <strong>der</strong>en Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Beispiele sind die <strong>europäischen</strong> Strukturfonds,<br />

die das Wachstumspotenzial ärmerer Regionen erhöhen sollen, o<strong>der</strong><br />

beschäftigungspolitische Maßnahmen, <strong>der</strong>en Ziel die Einglie<strong>der</strong>ung von arbeitslosen<br />

Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen in den regulären Arbeitsmarkt ist.<br />

Zwar ließen sich diese Maßnahmen auch ethisch begründen, doch ebenso können<br />

sie – genau wie das Konzept <strong>der</strong> Partnerschaft – als Weg angesehen werden,<br />

die wirtschaftliche Produktivität zu steigern. <strong>Die</strong> Prinzipien <strong>der</strong> Partnerschaft<br />

und <strong>der</strong> positiven Regulierung lagen mehreren Reformen zugrunde, unter an<strong>der</strong>em<br />

<strong>der</strong> umfangreichen Strukturpolitik für weniger entwickelte Regionen, <strong>der</strong><br />

stärkeren Verpflichtung zu einer <strong>europäischen</strong> Umweltpolitik, <strong>der</strong> Entstehung<br />

einer gemeinsamen Transport-, Telekommunikations- und Informationsinfrastruktur<br />

sowie verschiedenen weniger ambitionierten Maßnahmen in <strong>der</strong> Forschungs-<br />

und Entwicklungspolitik, wie auch <strong>der</strong> Bildungs-, Gesundheits- und<br />

Sicherheitspolitik, dem Verbraucherschutz sowie <strong>der</strong> Stadtentwicklung.<br />

Unumgänglich für die Verwirklichung des regulierten Kapitalismus ist die<br />

Stärkung <strong>der</strong> Demokratie in <strong>der</strong> Europäischen Union (Schmitter 1996a; Wiener<br />

1994). <strong>Die</strong> Begründung dafür ist einfach: Wenn wichtige Entscheidungen,<br />

die die Bürger unmittelbar betreffen, durch die EU getroffen werden, bedürfen<br />

diese Entscheidungen <strong>der</strong> Aufsicht und <strong>der</strong> Legitimation durch die Verfahren<br />

<strong>der</strong> liberalen Demokratie. Eine nur indirekte Legitimation durch die Regierungen<br />

reicht in diesem Fall nicht aus. Stattdessen sollte ein System direkter parlamentarischer<br />

Repräsentation etabliert werden. Mit Blick auf die Bürgerrechte<br />

argumentieren die Verfechter des regulierten Kapitalismus, dass EU-Bürgern<br />

politische Partizipationsrechte nicht vorenthalten werden dürfen, wenn sie die<br />

durch den Binnenmarkt geför<strong>der</strong>ten transnationalen Arbeitsmärkte nutzen und<br />

in einem an<strong>der</strong>en EU-Staat arbeiten. Im Zentrum dieses Projekts steht die For<strong>der</strong>ung,<br />

die Grundlagen <strong>der</strong> Demokratie auf die EU zu übertragen, um ein<br />

»Europa <strong>der</strong> Bürger« zu schaffen.<br />

An die For<strong>der</strong>ung, die EU zu demokratisieren, knüpft sich die Erwartung,<br />

dass daraus ein Nachfragedruck für positive Regulierung entsteht. In einem bürgernahen<br />

Europa hätten alle Europäer sämtliche Bürgerrechte and somit die<br />

Möglichkeit, ihren For<strong>der</strong>ungen nach sozialer Sicherheit und Marktregulierung<br />

mit <strong>der</strong> Hilfe von politischen Parteien, Interessengruppen und sozialen Bewegungen<br />

ebenso Nachdruck zu verleihen, wie sie es in den Mitgliedstaaten tun.

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