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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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z e n t r a l b a n k u n a b H ä n g i g k e i t u n d k o o r d i n i e r t e lo H n a u S H a n d l u n g 379<br />

se Gewerkschaften verhandeln mit Arbeitgeberverbänden, die ebenfalls sektoral<br />

organisiert sind und insgesamt etwa 80 Prozent <strong>der</strong> deutschen Arbeitgeber repräsentieren.<br />

Auf Ebene <strong>der</strong> einzelnen Industrien sind die Lohnverhandlungen<br />

also relativ zentralisiert. Sowohl Gewerkschaften als auch Arbeitgeberverbände<br />

kontrollieren eine Reihe von Ressourcen, die für ihre Mitglie<strong>der</strong> von entscheiden<strong>der</strong><br />

Bedeutung sind, wie zum Beispiel die Zertifikation von Ausbildungsabschlüssen,<br />

Ausbildungsrahmenpläne und Streikgel<strong>der</strong>, und sind deshalb gegenüber<br />

ihrer jeweiligen Basis stark positioniert.<br />

Das System beruht auf einem Rechtsrahmen, <strong>der</strong> verschiedene Aspekte <strong>der</strong><br />

Lohnverhandlungen reguliert, nur offiziell anerkannte Gewerkschaften für tariffähig<br />

erklärt, und die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen ermöglicht,<br />

wenn sich Gewerkschaften, Arbeitgeber und Län<strong>der</strong>regierungen darauf einigen.<br />

Auf betrieblicher Ebene wird dieses System durch die gewählten Betriebsräte<br />

gestützt, in denen die Gewerkschaften im Regelfall repräsentiert sind. Betriebsräte<br />

handeln die lokalen Arbeitsbedingungen aus und erlangen, informell, auch<br />

Einfluss auf die Lohnstruktur. 20<br />

Ebenso wichtig für die Funktionsweise des Gesamtsystems ist das weniger<br />

formalisierte Arrangement <strong>der</strong> Pilotabschlüsse. Es bewirkt, dass sich die<br />

Abschlüsse in den meisten Sektoren an dem vorausgegangenen Ergebnis eines<br />

Pilotsektors orientieren. Im größten Teil <strong>der</strong> Nachkriegsperiode wurden die Pilotabschlüsse<br />

zwischen <strong>der</strong> mächtigen Metallarbeitergewerkschaft IG Metall, die<br />

unter an<strong>der</strong>em die Automobil-, Maschinenbau- und Stahlsektoren organisiert,<br />

und dem korrespondierenden Arbeitgeberverband Gesamtmetall abgeschlossen.<br />

21 Eine Reihe von Faktoren trägt dazu bei, dass die IG Metall diese Funktion<br />

ausübt und gleichzeitig sichergestellt ist, dass die an<strong>der</strong>en Sektoren ihr in <strong>der</strong><br />

Lohnpolitik tatsächlich folgen. So können die an<strong>der</strong>en Gewerkschaften davon<br />

ausgehen, selber keine höheren Abschlüsse als die größte und vergleichsweise<br />

starke Einzelgewerkschaft IG Metall abschließen zu können, gleichzeitig tendieren<br />

die mächtigen Arbeitgeberverbände dazu, höhere als dort vereinbarte Lohnsteigerungen<br />

nicht zuzulassen (siehe Flanagan/Soskice/Ulman 1983: Kapitel 5;<br />

Markovits 1986; Thelen 1991).<br />

bankunabhängigkeit Franzese (1994, 1996). (Anmerkung <strong>der</strong> Herausgeber: Mit Gründung <strong>der</strong><br />

<strong>Die</strong>nstleistungsgewerkschaft ver.di im Jahr 2001 ist die DAG nunmehr – als Teil von ver.di – im<br />

DGB aufgegangen.)<br />

20 Siehe zur Stellung <strong>der</strong> Betriebsräte im Gesamtsystem <strong>der</strong> deutschen Arbeitsbeziehungen Thelen<br />

(1992), Streeck (1984a). Allgemeiner hierzu Markovits (1986), Katzenstein (1987: Kapitel 3),<br />

Berghahn/Karsten (1987).<br />

21 Eine bemerkenswerte Ausnahme stammt aus dem Jahr 1974, als die ÖTV, die Gewerkschaft des<br />

öffentlichen Sektors, die Führung <strong>der</strong> Lohnrunde und hohe Lohnsteigerungen erwirkte. Siehe<br />

Goodman (1992: 71); zudem Garrett/Way (1995b), Franzese (1994, 1996).

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