Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer
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1.5.18 Zusammenfassung und Reflexion Mittelalter<br />
Zusammenfassung:<br />
Im Laufe der Entwicklung des Christentums gab es immer wieder spirituelle Höhepunkte in der<br />
Gesellschaft. Dies geschah meist in Verbindung mit wesentlichen gesellschaftlichen Umbrüchen.<br />
So ein Zeitpunkt war auch das Mittelalter. Die römisch-katholische Kirche hat sich als<br />
Machtfaktor sehr gut in Mitteleuropa verankert. Prägend für diese Zeit war auch der Streit und<br />
der Machtkampf zwischen Kaiser und Papst. Parallel dazu entwickelten sich die mittelalterlichen<br />
Städte. Geld und Kreditwesen gelangten zu einer außerordentlichen Stellung. Nicht zuletzt<br />
vor dem Hintergrund von Fernhandelsbeziehungen. Dabei wurden nicht nur Waren ausgetauscht,<br />
sondern es kam auch neues - zum Teil fremdartiges - Gedankengut nach Mitteleuropa.<br />
Eine ähnliche Auswirkung hatten auch die Kreuzzüge sowie die Verbreitung und der Rückzug<br />
des Islams. Genau über diese islamistischen Strömungen kam das hellenistische, philosophische<br />
Gedankengut wieder nach Europa. Aus den beiden Strömungen der griechischen Philosophie<br />
und der Heiligen Schrift entstand die mittelalterliche Scholastik. Ein Versuch, die Inhalte<br />
der Heiligen Schrift auf Basis philosophischer Erkenntnisse nachzuweisen. Wesentliche Vertreter<br />
sind Meister Eckhard und Thomas von Aquino.<br />
Das steigende Bildungsniveau, immer mehr Menschen und vor allem aus höherer, sozialer<br />
Schicht, konnten lesen und damit war die Bibel einem größeren Kreis zugänglich. Damit entstand<br />
eine Diskrepanz zwischen dem, was der Klerus lehrte und wie die „Armutsbewegung<br />
Jesu“ dargestellt war. Genau dieses Auseinanderklaffen führte zu einer Auflehnung gegen den<br />
Reichtum der Städte und es entstand die Armutsbewegung. Orden wie Dominikaner und Franziskaner<br />
wurden gegründet. Gerade Franz von Assisi wurde damit zu einer Legende und ein<br />
Heiliger. Auch die Frauen, die gesellschaftlich kaum Möglichkeit zur Verwirklichung hatten,<br />
schlossen sich in Armutsbewegungen zusammen. Großen Andrang fanden die Beginen. Bekannte<br />
Namen sind Mechthild von Magdeburg, Margareta Porete und Gertrud von Helfta. Aus<br />
diesen Strömungen entstand die im Nachhinein bezeichnete affektive Mystik. Völlig anders; die<br />
Mystik des Meister Eckhart. Diese wird als spekulative Mystik bezeichnet und ist hoch intellektuell.<br />
Meister Eckhart darf auch zu Recht als christlicher Philosoph bezeichnet werden. Seine<br />
damaligen Ansichten und Lehren sind auch heute noch Top-Aktuell. Der Papst hat nicht zuletzt<br />
wegen des Wiederstarkens der griechischen Philosophie und der Frauen für Theologie die Inquisition<br />
eingeführt. Meister Eckhart wurde wegen seiner Lehren angezeigt und letztendlich<br />
auch verurteilt. Um Meister Eckhart heute verstehen zu können, ist es notwendig, seine Vorstellung<br />
von Gott (Gottesbild) zu kennen. Eckhard sieht Gott im Menschen oder eigentlich<br />
Mensch ist Gott, so seine Aussage über die Sohn-Gottschaft der Menschen. Eckhart stellt die<br />
Vernunft über die Schrift.<br />
Reflexion für die Gesellschaft:<br />
Mystische und spirituelle Erscheinungsformen gehen zumeist mit gesellschaftlichen Umbrüchen<br />
einher. In der Vergangenheit des Christentums gab es zwei wesentliche Meilensteine. Einerseits<br />
die Bewegung der Wüstenväter und Wüstenmütter in der Spätantike und anderseits die<br />
Mystik im Mittelalter. Gesellschaftliche Umbrüche sind immer dann zu erkennen, wenn Arm<br />
und Reich sich wechselseitig bewusst werden. Wahrscheinlich haben wir in der heutigen globalen<br />
Gesellschaft wieder einen ähnlichen Umbruch zu erwarten. Durch die globale Kommunikation<br />
wird das wechselseitige Bewusstsein von Arm und Reich immer transparenter. Ganz aktuell<br />
die Geschehnisse in Nordafrika. Dort wird plötzlich die Lebenssituation und der Standard<br />
von Industriegesellschaften über das Internet bekannt. Auch der Umbruch in den 1990er Jahren<br />
in Osteuropa ist auf Massenmedien (Fernseher) zurückzuführen. Nicht nur, dass ärmere<br />
Schichten revoltieren, sondern auch, dass reiche Menschen eher zu Spenden bereit sind. Naturkatastrophen,<br />
egal wo in der Welt führen zu deutlich höherer Spendenbereitschaft. Insbesondere<br />
dann, wenn es sich um arme Länder handelt. Die Spendenbereitschaft für Haiti war<br />
deutlich höher als derzeit die Neigung zu geben für Japan.<br />
Wir können davon ausgehen, dass auch Armutsregionen über Telekommunikation wie Internet<br />
verfügen und daher als große Ungerechtigkeit empfunden wird. Stellt sich letztendlich die Frage,<br />
was geschehen muss, dass auch reiche Gesellschaften zu dieser Erkenntnis kommen und<br />
Maßnahmen einleiten.<br />
Spirituelle Theologie<br />
© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>