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Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

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2.2.16 Zusammenfassung und Reflexion Judentum II<br />

Zusammenfassung:<br />

Nach dem zweiten jüdischen Krieg und der wiederholten Zerstörung des Tempels kam es zu<br />

einer europaweiten Diaspora. Bis zum 5. Jh. wurden die Juden in Europa kaum belästigt, hatten<br />

aber auch kaum Rechte. Beginnend mit den Kreuzzügen, der Pest und bis hin zum Holocaust<br />

wurden die Juden meist nur angefeindet. In der Zeit der Mauren in Spanien entwickelte<br />

sich zwischen den drei abrahamitischen Religionen ein gedeihliches Miteinander, welches auch<br />

zu spirituellen Höhen führte. Die spanische Kabbala wurde entwickelt und erst mit der Reconquista<br />

1492 beendet. Kabbalistische Aktivitäten gab es dann weiter in Palästina. Dort wurden<br />

diese aufgrund des „falschen Messias“ Sabbatai Zwi beendet. Erst im 18. Jh. kam es in Osteuropa<br />

wieder zu jüdischen spirituellen Bewegungen in Form des Chassidismus. Der Chassidismus<br />

ist eine Art Volksfrömmigkeit und lebt von der Erzählung allegorischer Geschichten. Martin<br />

Buber, ein jüdischer Philosoph des 20. Jh., hat sich wegen der Chassidismusforschung große<br />

Verdienste gemacht. Dies insofern, als er die alten Geschichten sowohl sprachlich als auch<br />

kulturell für den modernen Menschen übersetzt hat. Bekannt sind die „Erzählungen der Chassidim“.<br />

Buber hat sich intensiv mit der Beziehung der Menschen untereinander und der Beziehung<br />

des Menschen zu Gott beschäftigt und daraus, die durch ihm bekannt gewordene Philosophie<br />

entwickelt.<br />

Eine interessante Kurzgeschichte ist „der Weg des Schweigens“, weil sie einerseits Bubers<br />

Chassidismus reflektiert und anderseits inhaltlich auf das dialogische Prinzip Bezug nimmt.<br />

Chassidische Geschichten können entweder ganzheitlich, analytisch oder interpretativ bearbeitet<br />

werden. Sehr interessant der Ansatz von Prof. Lachmayer mit systematischen Visualisierungen.<br />

Einer der vielen, real existierenden Zaddiks war Rabbi Nachman. Von ihm ist „die Fahrt nach<br />

Israel“ bekannt, die einerseits eine beeindruckende Reiseerzählung ist und anderseits den spirituellen<br />

Weg der Kabbala reflektiert.<br />

Im Gegensatz zu Buber hat Abraham Heschel einen anderen philosophischen Ansatz, in dem er<br />

sich mit Zeit und Raum auseinandersetzt und meint, dass wir mehr in der Zeit als im Raum<br />

leben sollten.<br />

Auch die Kabbala erfährt in neuester Zeit wieder eine intensive Aufarbeitung vor allem durch<br />

das Interesse der Popstars Madonna und Britney Spears. Sowohl in den USA als auch in Israel<br />

gibt es große kabbalistische Zentren, welche die damaligen geheimen Weisheitslehren populistisch<br />

vermarkten. Es ist interessant, welche heutigen esoterischen Methoden alle auf die Kabbala<br />

zurückzuführen sind.<br />

Reflexion für die Gesellschaft:<br />

Wahrscheinlich gibt es kein Volk, das eine längere Geschichte hat und auch keines, welches<br />

größere Schmerzen und Leiden zu ertragen hatten. Das jüdische Volk ist von zwei Besonderheiten<br />

geprägt. Sie hatten über lange Zeitstrecken hinweg kein eigenes Territorium - also ein<br />

Volk ohne Land - waren häufig in anderen Kulturen - also Sprachen integriert - und hatten<br />

demzufolge keine eigene Sprache (hebräisch?). Genau diese beiden Elemente zeichnen eigentlich<br />

ein Volk aus. Daher ist der Frage nachzugehen, warum genau die Juden mit diesen widrigen<br />

Umständen zurechtgekommen sind. Wahrscheinlich sind es auch zwei Merkmale, die das<br />

begründen. Es könnte dies die Einmaligkeit sein, weil Gott Israel zum auserwählten Volk gemacht<br />

hat. Etwas besonderes zu sein, gibt mit Sicherheit Kraft. Man muss nur fest genug und<br />

lange genug daran glauben. Andererseits mussten sich Juden in die verschiedensten Kulturen<br />

einfügen, durften aber nicht gleichzeitig assimiliert werden. Grund für dieses Überleben könnten<br />

die strengen umfassenden Ge- und Verbote sein, die das gesamte Leben eines Juden beeinflussen.<br />

Diese zwei Merkmale, Ausrichtung auf ein absolutes Ziel und Einhaltung umfassender<br />

Gebote führen also zu einer Langlebigkeit eines Volkes. Jetzt in die heutige Zeit geblendet<br />

- ins „global Village“ - könnten diese Eigenschaften wieder von Bedeutung werden. Virtuelle<br />

Menschen brauchen kein Territorium und müssen auch häufig eine andere Sprache sprechen.<br />

Möchte man nun eine nachhaltige virtuelle Gesellschaft gründen, so müsste man dieser ein<br />

absolutes Ziel und genaue Regeln mitgeben.<br />

Spirituelle Theologie<br />

© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>

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