Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer
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1.2.17 Zusammenfassung und Reflexion spirituelle Grundhaltung<br />
Zusammenfassung:<br />
Die spirituellen Grundhaltungen werden mit dem Zitat: „Dass der Mensch ein ruhiges Leben in<br />
Gott hat, das ist gut, dass ein Mensch ein mühevolles Leben mit Geduld erträgt ist besser,<br />
dass man aber Ruhe hat im mühevollen Leben, das ist das Beste.“ von Eckhart (Meister) beschrieben.<br />
Aus christlicher Sicht setzen sich die spirituellen Grundhaltungen aus Stille, Meditation, Kontemplation<br />
und dem Weg zusammen. Diese Ebenen können auch polar gesehen werden. Innerhalb<br />
dieser spirituellen Polaritäten gibt es die Ausprägung zwischen Ruhe und Schrecken.<br />
Nicht wer immerwährend in Ruhe oder in Kontemplation ist, erfährt Spiritualität, sondern es<br />
muss etwas Revolutionäres, Erschreckendes eintreten.<br />
Vor allem ist es das Zeitgefühl, das eine Spiritualität mitbestimmt. Während in der abendländischen<br />
Kultur und Religion die Zeit linear empfunden wird, so haben ostasiatische Religionen<br />
ein zirkuläres Zeitgefühl. Die lineare Zeit verläuft über die Vergangenheit zum Jetzt und in die<br />
Zukunft. Nur über das Hier und Jetzt ist es möglich in die Tiefe zu kommen. „Im Augenblick<br />
liegt die Ewigkeit“. Konzentration auf einen Fokus ist die richtige Übung dazu. Freilich werden<br />
wir von den Gedanken immer wieder weggetragen. Das nehmen wir zur Kenntnis und konzentrieren<br />
uns wieder auf das Jetzt.<br />
Der spirituelle Habitus wird mit der Metapher „der Unterscheid mit einer selbstgepflügten und<br />
einer geschenkten Rose, ist nicht aussprechbar und unendlich“ dargestellt. Geheimnis und<br />
Geschenk sind die wesentlichen Merkmale eines spirituellen Habitus. Vieles ist geheim, aber<br />
alles ist gegeben.<br />
Spiritualität ist aus philosophischer Sicht bereits bei Platon bekannt – siehe Höhlengleichnis.<br />
Daraus entwickelte sich über die Stoiker und Plotin die Gotteserfahrung in drei Schritten. Das<br />
sind die Reinigung, die Erleuchtung und die Erfahrung.<br />
Bei der Kontemplation im Alten Testament war die zentrale Frage „Wie und Wo kann der<br />
Mensch Gott finden?“. Gott spricht dabei nur zu auserwählten Personen, wohnt über dem<br />
Tempel von Jerusalem und beauftragt Propheten. Im Neuen Testament wird die Frage anders<br />
gestellt „Wie und Wo kann der Mensch Gott begegnen?“ Durch Beziehung zu Mitmenschen,<br />
durch geistige Übungen und praktische Rituale.<br />
Kontemplation - Beschauung ist stilles, meist wortloses Verweilen des Menschen vor Gott.<br />
Meditation – innerliches Gebet ist jene tiefe Konzentration, die Gott im Inneren gegenwärtig<br />
sein lässt.<br />
Stille – ist schweigendes Gebet, ist eine Einschränkung unnötigen Sprechens und Distanz zum<br />
Lärm der Welt.<br />
Pilgerschaft –unterwegs sein zur wahren Heimat in Gott; ist auch der Auszug aus aller Abhängigkeit.<br />
Weg – steht für alles, was einen Anfang und ein Ende hat. Gott stellt den Menschen auf den<br />
Weg, begleitet ihn und führt.<br />
Reflexion für die Gesellschaft:<br />
Die postmoderne Gesellschaft und hier vor allem das Esoterische- und das Wellness-Segment<br />
haben sich die Meditation zu Eigen gemacht. Es gibt kaum ein Persönlichkeitsentwicklungsseminar,<br />
in dem nicht Meditation und Transreisen angeboten werden. Allerdings als spirituelle<br />
Grundhaltung ist Meditation wenig zu finden, vor allem auch deshalb, weil die traditionellen<br />
Kirchen dies nicht anbieten und mögliche traditionelle Kirchgänger dies nicht annehmen würden.<br />
Gar nicht integriert hat die Konsumgesellschaft die Stille. Obwohl man den Eindruck hat, die<br />
Menschen sind auf der Suche nach Stille, z.B. am Berg, wenn an einem schönen Sonntag<br />
2.500 Menschen den Traunstein besteigen. Etwas bekannter und populärer ist das Pilgern seit<br />
dem Aufkommen des Jakobsweges. Auch hier gibt es große mediale Auswüchse, so zum Beispiel<br />
von Hape Kerkeling:“ Ich bin dann mal weg“.<br />
Spirituelle Theologie<br />
© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>