Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer
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1.6.18 Zusammenfassung und Reflexion Neuzeit<br />
Zusammenfassung:<br />
Der Beginn der Neuzeit wird üblicherweise mit dem Beginn der Reformation und der Renaissance<br />
gleichgesetzt, wie z. B. Martin Luther, Christoph Kolumbus und eventuell auch Niccoló<br />
Machiavelli. Die Reformationsbewegung erfasste einen großen Teil Mitteleuropas und führte<br />
letztendlich zum 30jährigen Krieg. Anders in Spanien - dort setzte die Reconquista mit der<br />
Zurückdrängung der Mauren von der spanischen Halbinsel ein. Spanien entwickelte sich im<br />
Laufe der Jahrhunderte zu einer sehr stabilen Einheit in Europa. Dazu beigetragen haben die<br />
katholischen Könige Isabella und Ferdinand. Diese katholische Hochburg war wahrscheinlich<br />
auch der Ausgangspunkt der Gegenreformation. Wieder dazu beigetragen haben die Jesuiten,<br />
welche auch das Christentum im Rahmen der Kolonialisierung in die Welt gebracht haben.<br />
Die Naturwissenschaften begannen ihre „Karriere“. Galileo und Kepler mögen dafür als Referenz<br />
stehen. Die katholische Kirche hatte einen äußerst restriktiven Kurs gegenüber allen Erkenntnissen,<br />
die zur Bibel ambivalent waren. Galileo ist das beste Beispiel dafür. Im reformierten<br />
Raum Europas konnten sich die Naturwissenschaften insofern besser durchsetzen, weil die<br />
evangelische Kirche keine Hierarchie hatte, die dazu eine Opposition bieten konnte. Die „kleinen“<br />
Pastoren wurden von Naturwissenschaft und Technik überrollt, obwohl sie diese auch<br />
nicht guttierten. Philosophisch gab es mit dem Beginn der Neuzeit eine deutliche Trendwende.<br />
Hat man sich im Mittelalter noch mit der Wissenschaft der philosophischen Begründung der<br />
Bibel (Scholastik) beschäftigt, so interessierten sich die Philosophen der Neuzeit für die Gesellschaft,<br />
das Zusammenleben und auch für politische Formen.<br />
Künstlerisch kulturell entwickelte sich aus dem Barock die Romantik. Eine sehr Ich-bezogene<br />
emotionale Ausdrucksweise. Manche Experten sind der Meinung, dass genau diese Ich-<br />
Zentrierung zum Aufkommen der Nationalstaaten und des Nationalismus führte = Nationalsozialismus.<br />
Wirtschaftlich entwickelten sich sowohl der Kapitalismus als auch der Kommunismus. In diesem<br />
Spannungsfeld wurden auch die beiden Weltkriege ausgetragen; über deren menschliche<br />
Tragödie nichts mehr weiter zu sagen ist. Allerdings muss die Rolle der katholischen Kirche<br />
immer weder hinterfragt werden. Siehe „Gottes mächtige Dienerin“. Hier kommt die Rolle Pius<br />
des XII. als Weltkriegspapst gut heraus –sofern der Film richtig ist. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges<br />
endet auch die Ära der Kolonialzeit. Repräsentativ dafür Mahatma Gandhi und die<br />
Gründung der UNO mit der Menschenrechtscharta und dem zweiten Generalsekretär Hammarskjöld.<br />
Der Überfluss an Rohstoffen aus den Kolonialländern, sowie die naturwissenschaftlichen<br />
Entdeckungen führten zur Industrialisierung Europas, weiters zur Automatisierung und<br />
letztendlich zur Multimedia-Konsumgesellschaft. Kulturell wurde die Nachkriegszeit durch die<br />
1968er Generation nachhaltig für Frieden, Gleichheit und Gerechtigkeit geprägt. Die Gründung<br />
des Staates Israel 1945 ist mit deren Auswirkungen in Form des islamischen Terrorismus nach<br />
wie vor intensiv zu spüren und leider auch kein Ende in Sicht. Der Übergang von Neuzeit zur<br />
Globalisierung kann über Sputnik, Pille, Hiroshima und 1968er gezogen werden. Die Musik mit<br />
der schwarzen Schallplatte war Auslöser für die 1968er Bewegung. Der Fernseher verantwortlich<br />
für den Fall des Eisernen Vorhanges und das Internet wie man heute sieht zur Revolution<br />
in den arabischen Ländern.<br />
Reflexion für die Gesellschaft:<br />
Die Neuzeit hat die Gesellschaft nachhaltig und tief greifend verändert. Der Weg zu einer pluralen<br />
und liberalen Gesellschaft war dornig und mühevoll – wie der 30jährige Krieg, die Französische<br />
Revolution und die beiden Weltkriege. Mindestens so schmerzhaft und mit sehr vielen<br />
Menschenleben verbunden, war die Kolonialisierung, welche nachweislich in einer Ausbeutung<br />
und fallweise einer Ausrottung der Bevölkerung endete. Wenn wir heute von einer globalen<br />
Gesellschaft sprechen, dann hat diese dort ihren Anfang gefunden. Klarerweise darf jetzt nicht<br />
angenommen werden, dass sich die gesamte Weltbevölkerung als globale Gesellschaft erklärt.<br />
So wie es auch im Europa der Neuzeit Phasen der gesellschaftlichen Entwicklung gab, so sind<br />
diese auch heute noch global zu erkennen. Westeuropäische, nordamerikanische und asiatische<br />
Gesellschaften dürfen durchaus schon zu einer globalen Gesellschaft gezählt werden. Es<br />
ist daher zu klären, welche Merkmale ein Mensch bzw. eine Gruppierung hat, um als „global“<br />
zu gelten. Mit Sicherheit gehört dazu ein Mindestlebensstandard, der dann die Möglichkeit gibt,<br />
sich kommunikativ zu vernetzen, am globalen Markt einkaufen zu können und sich global bewegen<br />
können. Es sind also die Dimensionen Kommunikation, Konsum und Transport, der<br />
dieses Phänomen beschreibt. Alle Menschen, die auf diese Ressourcen zugreifen können, dür-<br />
Spirituelle Theologie<br />
© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>