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Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

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9.3 Religion - funktional<br />

Bei der weiteren Analyse des Religionsbegriffes, ist dessen funktionale Zuordnung zu prüfen.<br />

Dem zufolge ist Religion in der heutigen Gesellschaft ein Sinndeutungssystem, allerdings bei<br />

weitem nicht mehr das Einzige. Vor allem erleben die Kirchen einen dramatischen Bedeutungsverlust.<br />

Es gibt einen spürbaren Shift zur Zivilreligion.<br />

Die gesellschaftliche Ausdifferenzierung führt aus religiöser Sicht zu folgenden Situationen:<br />

Identität Stiftung: Religionen geben den Menschen ein Zugehörigkeitsgefühl. Vor allem im<br />

Erleben der Anderen wird das Wir gestärkt. Gemeinsame Strategien zur Angstbewältigung sind<br />

identitätsstiftend. Bei plötzlich unvorhergesehenen Ereignissen haben die Mitglieder gleiche<br />

Affekte und gelangen so zu einer Zugehörigkeit.<br />

Handlungsführung: die Zugehörigen kennen ihre Rituale, feiern diese gemeinsam oder alleine<br />

und haben Strategien zur Alltagsbewältigung. Die Religion strukturiert auch den gesamten<br />

Lebenszyklus und gibt eine Orientierung. Die wesentlichen Grundfragen des Menschen sind<br />

beantwortet und das Verhalten richtet sich demnach aus.<br />

Kontingenzbewältigung: egal in welcher Epoche, Menschen waren immer mit Unwegbarkeiten<br />

und Unsicherheiten verbunden. Wenn auch die Postmoderne viel Sicherheit bietet, steigt<br />

aber gleichzeitig die Unsicherheit. Trotzdem und gerade hier, brauchen Menschen Vertrauen.<br />

Sie müssen unwegbare Ereignisse Jemandem oder Etwas zuschreiben. Religionen bieten eine<br />

Komplexitätsreduzierung. Nur wenige Menschen können nach dem Modell von Zufall, Glück<br />

und Pech leben.<br />

Soziale Integration: eine der wesentlichen Grundbedürfnisse des Menschen ist die Beziehung<br />

und die Verbundenheit zum Mitmenschen. Religionen fördern die Gemeinschaftsbildung. Sie<br />

haben in ihrer Subkultur auch Funktionen wie einen Generationenvertrag, Sozialleistungen<br />

usw. Religionsgemeinschaften brauchen auch eine Organisation. Hier kann es vorkommen wie<br />

bei den Großkirchen, dass die Organisation plötzlich und deutlich über dem Inhalt steht.<br />

Kosmisierung: der Sinn des Lebens und die eigene Position muss geklärt werden.<br />

Weltdistanzierung: Religionsgemeinschaften können auch Protestbewegungen sein, die zu<br />

massiven gesellschaftlichen Umbrüchen kommen können.<br />

Spirituelle Theologie<br />

© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>

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