Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

6.2 Interreligiöse Spiritualität
Spiritualität ist nicht etwas, was im Verborgenen und im Behüteten wachsen und entstehen
kann sondern ist immer öffentlich, genau dort wo die größten Veränderungen passieren. Spiritualität
ist also nicht dazu da, etwas zu bewahren sondern Umbrüche zu gestalten. Daraus
ergibt sich ein großer Widerspruch zwischen Religion und Spiritualität. Während Religion auf
Tradition, Bewahrung und Kontinuität setzt, versteht sich Spiritualität als gestalten, entwickeln
und umbrechen.
Die Spiritualität muss die aktuelle Wirklichkeit ernst nehmen, sich hinter Mauern und Religiösem
verstecken zählt hier nicht. Diese Erfahrung hat auch Mary John Mananzan gemacht und
über diese Erfahrungen geschrieben. Für spirituelle Menschen ist es wichtig in der Gegenwart
anzukommen und sich mit dem Menschen im Hier und Jetzt auseinanderzusetzen.
Interreligiosität hat auch verschiedene Merkmale. Im Folgenden jene, die aus dem Buch von
Mananzan abgeleitet sind.
Unter Ganzheitlichkeit ist die Beziehung zu Mensch, Umfeld und Kosmos gemeint. Die positive
Lebenseinstellung spiegelt sich in der Dankbarkeit für das Dasein und der Schönheit des Universums
wieder. Die Quelle für Stärke, Freude und Liebe entsteht in der Kontemplation. Alle
Spiritualität hat auch etwas Prophetisches, allerdings sehr Banales, in Form zu Liebe zur Gerechtigkeit
und Widerstand gegen Unrecht.
Insbesondere gilt es, den Fokus auf andere in Form von Empathie und Achtsamkeit zu halten.
Sofern wir uns für ein Anliegen engagieren sollten wir uns trotzdem lieber nicht zu ernst nehmen,
weil wir wissen, dass wir nur ein Teil eines großen Lebens- und Beziehungssystem sind.
Spirituelle Theologie
© Manfred Litzlbauer