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Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

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1.1.21 Zusammenfassung und Reflexion christliche Spiritualität<br />

Zusammenfassung:<br />

Die Begriffe Religiosität und Spiritualität sind unterschiedlich. Sie werden genauso oft verwechselt<br />

wie synonym verwendet. Für Spiritualität gibt es, wie für alles, auch andere Begriffe.<br />

Wie viele Definitionen, je nach Kontext des arbeitenden Wissenschaftlers, sind diese unterschiedlich<br />

gefärbt. Einig sind sich alle darin, dass es sich bei Spiritualität um den Umgang mit<br />

einer transzendentalen Größe handelt.<br />

Spiritualität ist sowohl von der Kultur, der vorherrschenden Religion und der Epoche abhängig.<br />

Im Christentum beginnt Spiritualität bereits in biblischer Zeit, wobei biblische Spiritualität aus<br />

heutigem Religions- und Kulturverständnis nur schwer zu verstehen ist. Insbesondere der<br />

Psalm 137 ist für uns befremdend. Etwas näher ist uns schon Paulus mit dem 2. Korinther<br />

Kapitel 12, in dem auf eine mystische Erfahrung vom „…oder ist er außer dem Leibe gewesen…“<br />

hingewiesen wird. Mittelalterliche Spiritualität wie das „Hohe Lied“ aus den Predigten<br />

von Bernhard von Clairvaux bzw. dem „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ nach Philipp<br />

Nicolai ist auch in heutiger Zeit und vor allem in säkularer Gesellschaften keine Motivation zur<br />

Spiritualität. Die spirituelle Neuzeit ist geprägt von der Diakonie. Hier trat eine Wende mit Rene<br />

Descartes durch die Trennung von Körper und Geist ein. Seit dieser Zeit ist die Medizin für<br />

die Gesundheit zuständig und die Religion für das Seelenheil. Auch die Diakonie hat sich in der<br />

modernen Zeit von der ursprünglichen Nächstenliebe in Ordensgemeinschaften zu hoch spezialisierten,<br />

gehaltsempfangenden Ärzten entwickelt. Damit finden heutige Menschen nur mehr<br />

selten in der Religion Spiritualität und auch nicht im sozialen Bereich, weil davon das Meiste<br />

vom Staat abgedeckt wird.<br />

Die Grundfrage in der Spiritualität ist die nach der Gottessuche. Dazu werden von Frau Prof.<br />

Corinna Dahlgrün verschiedene Wege von der Einsamkeit über die Gemeinschaft bis hin zum<br />

Alltag angeboten. Wesentlich dabei sind die Kriterien für Heiliges. Also spirituelle Erfahrungen<br />

sind jene, die auf Gott hinführen, einen Nutzen für die Gemeinschaft haben, eine Wirkung auf<br />

den Empfänger haben und inhaltliche Anweisungen für konkretes Tun enthalten.<br />

Die Unterscheidung der Geister wird zwischen Prof. Dahlgrün und Paul Imhof unterschiedlich<br />

gesehen. Nach Dahlgrün ist ein wesentliches Element in der Unterscheidung der Geister das<br />

„Doppelgebot der Liebe“, sowie die Gemeinschaft mit anderen Christen. Paul Imhof sieht das<br />

eher pragmatisch. Aufbauend auf die Wahrnehmung wird die Frage nach dem „Woher und<br />

Wohin“ gestellt. Zu unterscheiden gilt es die Leiden (nämlich die eigenen und die der Anderen)<br />

und letztendlich die Zukunft – Hoffnung, Illusion und Utopie.<br />

Reflexion für die Gesellschaft:<br />

Spiritualität ist im Kontext der Religion und Epoche zu sehen. Unsere jetzige säkulare, mitteleuropäische<br />

Gesellschaft ist vor dem geschichtlichen Hintergrund des Christentums und des<br />

Alten Testaments zu sehen. Eine Analyse der heutigen Situation bedarf eines analytischen,<br />

historischen Zugangs. Die verschiedenen Epochen von biblischer Zeit bis zur Postmoderne<br />

können über vier Variable zumindest rudimentär analysiert werden. Dazu gehören Gott, die<br />

Welt, die Gruppe und der Mensch. Bis hin zur Neuzeit/Moderne hat man durchaus genügend<br />

Abstand um die Muster zu erkennen. Für die Postmoderne ist das aufgrund des assoziierten<br />

Charakters sehr schwierig, allerdings ein interessanter Versuch mit folgendem Ergebnis: „Gott<br />

hat uns die Welt gegeben – wahrscheinlich die Bestmögliche – und uns auch die Verantwortung<br />

dafür übertragen. Es entwickelt sich ein globales Bewusstsein und immer mehr Menschen<br />

erkennen die Zerbrechlichkeit unserer Welt. Geld ist eine allgegenwärtige Größe, die fast alles<br />

beeinflusst. Die Suche nach Gott hat sich vom Äußeren auf das Innere verlagert. Besonderer<br />

Fokus wird auf das Körperliche gelegt – dazu die enormen Fortschritte der Medizin und dies ist<br />

auch im Trend zu Wellness gut erkennbar“.<br />

Paul Imhof verweist auf den Geist der biblischen Gesellschaften, wobei den Pharisäern, den<br />

Sadduzäern, den Zeloten und den Apokalyptikern jeweils eigene Attribute zugeteilt werden, die<br />

auch in der heutigen Gesellschaft als Segmente wiederzufinden sind. Beispielsweise sind die<br />

Zeloten jene, die immer in Hektik sind, eine übertriebene Hysterie verbreiten und paramilitärische<br />

Züge haben. Diese sind beispielsweise vergleichbar mit den heutigen Medien. Diese brauchen<br />

auch jeden Tag eine neue Schlagzeile - die schlechte Nachricht ist die Gute - sind die<br />

Meinungsmacher schlechthin. Das Muster der biblischen Gesellschaft wurde durch das Chris-<br />

Spirituelle Theologie<br />

© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>

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