02.11.2013 Aufrufe

Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1.4.23 Zusammenfassung und Reflexion Monastisch<br />

Zusammenfassung:<br />

Die christlich monastische Bewegung fand ihren Ausgang bei den Wüstenvätern und Wüstenmütter.<br />

Als Gründer dürfen die Heiligen Antonius und Pachomius genannt werden. Während<br />

Antonius die Eremitenbewegung einleitet und die das Anachoretentum auslöste, wird Pachomius<br />

das Koinobitentum zugeschrieben. Letzteres ist jene Bewegung, die das heutige Klosterleben<br />

bestimmt hat. Also beten, arbeiten, studieren und Askese. Eine besondere Entwicklung<br />

erfuhr die monastische Bewegung im Rahmen der Orthodoxie am Berg Athos, wo heute noch<br />

in 20 Klöster etwas 2000 Mönche leben. Dort wurde auch im 11. Jh. der Hesychasmus entwickelt<br />

und gelebt. Heute gibt es in Westeuropa zwei byzantinische Klöster in unserer Nähe, das<br />

Benediktinerstift Niederaltaich. Die Besonderheit dieser Institution liegt im doppelten Ritus. Es<br />

leben sowohl römisch katholisch als auch byzantinisch katholische Mönche.<br />

Parallel zur Wüstenbewegung entwickelte sich auch die orthodoxe Theologie und wurde im<br />

Rahmen der sieben ökumenischen Konzile ausdifferenziert. Während dieser Phase kam es zur<br />

Abspaltung der orientalischen orthodoxen Kirche, welche von sich behaupten dem Urchristentum<br />

am Nächsten zu sein. Etwa 10 Millionen Menschen leben in der armenischen, syrischen<br />

und koptischen Kirche.<br />

Der Unterscheid zwischen monastischer Spiritualität und orthodoxer Spiritualität ist relativ<br />

groß. Insofern als die Wüstenväter in radikaler Deprivation lebten; die orthodoxe Spiritualität<br />

hingegen pflegt eine Liturgie, die mit allen Sinnen erlebt werden kann. Beinahe eine multimediale<br />

Vorstellung.<br />

Die orthodoxe Theologie „Rechtschaffenheit der Lehre“ unterscheidet sich natürlich von der<br />

katholischen und ist geprägt von der starken Gottesverehrung. Vor allem wird die Trinitätslehre<br />

wesentlich höher angesetzt. Dies drückt sich alles in der Liturgie aus. Eine orthodoxe Messfeier<br />

dauert im Vergleich zu katholischen Messen mit drei Stunden schon sehr viel länger. Insbesondere<br />

finden westliche Christen diese Zeremonie befremdenden. Gerade die dort verwendete<br />

Hymnologie ist meist unverständlich führt aber zu einem intensiven spirituellem Erleben.<br />

Natürlich kennen die meisten Europäer die Ikonen und deren „eigenartige Verehrung“. Ikonen<br />

unterscheiden sich ganz wesentlich von Renaissance Kirchenbilder. Eine Ikone ist keinesfalls<br />

eine natürliche Darstellung sondern nur ein Abbild des Mysteriums. Ikonen öffnen ein Fenster<br />

zu Gott, während katholische Heiligenbilder den Himmel auf die Erde projizieren. Auch die<br />

Schriftentwicklung ist in der Orthodoxie eine andere. Ausgehend von der Hl. Schrift werden die<br />

Dokumente der Kirchenväter sehr hoch angesetzt. Man bekennt sich intensiv zu den Beschlüssen<br />

der ersten 7 Konzile. Im monastischen Leben spielt die Klosterregel und die Arbeit eine<br />

große Rolle. Arbeit wird hier als spirituelle Dimension gesehen und keinesfalls dem „Geschäftemachen“<br />

gewidmet. Der Baustil orthodoxer Kirchen unterscheidet sich ebenfalls. Diese Kirchen<br />

sind eher dunkel und mit Ikonen geschmückt. Die Ikonostase ist zentrales Element derartiger<br />

Kirchen. Für uns befremdend ist, dass sich ein wesentlicher Teil der Liturgie hinter der<br />

Ikonostase abspielt.<br />

Reflexion für die Gesellschaft:<br />

Die ersten 3 Jahrhunderte waren für die damalige ganze Welt eine enorme Herausforderung.<br />

Ganze Welt hieß damals der Mittelmeerraum. Die Situation war geprägt vom Auslaufen der<br />

großen antiken Kulturen und den Aufkommen und der Verbreitung des Christentums. Das<br />

Christentum war eine Bewegung mit unheimlichem Ehrgeiz und Zielstrebigkeit. Viele Märtyrer<br />

ließen für dieses Ideal ihr Leben. Letztendlich erwartet man das Ende der Welt und das Herannahen<br />

des jüngsten Gerichtes. Es gab sehr viele Strömungen mit wenig Medien (Prediger) und<br />

vielen Inhalten. Im Gegensatz zur heutigen globalen Gesellschaft gibt es wenig Inhalte und<br />

viele Medien. Unter wenig Inhalte ist hauptsächlich die multimediale Unterhaltungsindustrie<br />

gemeint. Ähnlich wie in der damaligen Welt haben wir auch heute große Umbrüche. Der Fall<br />

des Eisernen Vorhanges, die Revolution in Ägypten oder auch die Klimaveränderung. In der<br />

nachchristlichen Zeit hat sich die Askese weit verbreitet. Es waren dies Verhaltensweisen von<br />

Eremiten, die nicht konform mit der allgemeinen Soziologie waren. Weiters nicht gleichlaufend,<br />

war die radikale Nächstenliebe der Christen. In der heutigen Zeit haben wir zwar viele Strömungen<br />

aber derart radikale Verhaltensweisen, also Handlungen von Menschen die absolut<br />

gegen die Gesellschaft laufen, sind nicht oder noch nicht bekannt. Der islamistische Fundamentalismus<br />

ist da nicht zu zählen, den gibt es schon viele Jahrhunderte. Die Folge des Eremitentums<br />

war eine neue Lebensform. Die Koinobiten zurückzuführen auf Pachomius führten<br />

Spirituelle Theologie<br />

© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!