Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

1.1.12 Biblische Spiritualität – Paulus 2. Korinther, Kapitel 12, Vers 1-9
Paulus hat über seine Gemeinde Korinth erfahren, dass dort NICHT christliche Prediger über
spirituelle Erfahrungen berichten und versuchen seine Gemeinde abspenstig zu machen. Er
schreibt in Kapitel 12 über seine eigene Gotteserfahrung, die er 14 Jahre früher schon gemacht
hat und stellt dabei drei wesentliche Eigenheiten des “Spirituellen“ fest.
Religiöse und mystische Erfahrungen bereichern das Leben. Diese sind Spitzenerfahrungen,
sollten nicht zerredet werden und auf jeden Fall für sich selbst behalten werden. Meist prägen
und verändern sie die Menschen. Keinesfalls sollten sie als Argumentation verwendet werden.
Dies ist bei Paulus daran zu erkennen, dass er 14 Jahre geschwiegen hat und auch im gegenständlichen
Brief keine Aussage über seine Gotteserfahrung macht.
Die Leidensfähigkeit gehört zum spirituellen Leben genauso wie zum wirklichen Leben. Den
Umgang mit den eigenen Schwächen zeigt Paulus auf und stellt dies als die Gegenwart Gottes
dar. Heutzutage ist die Leidensvermeidung eines der wichtigsten Themen für den Menschen.
Sofern Paulus Recht hat, ist das gleichbedeutend mit der Gottesvermeidung. Angst vor Leiden
führt auch zur Isolation. Die Kommunikative Auseinandersetzung mit Mitmenschen führt uns
immer auch zu den Leiden des Anderen.
Erst wenn die eigenen Möglichkeiten zu Ende sind, ist die Erfahrung Gottes möglich.
Ein Mensch der keine Alternativen mehr hat und sich nicht mehr aus eigener Kraft helfen kann,
der wird von Gott aufgefangen.
Spirituelle Theologie
© Manfred Litzlbauer