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Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

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4.1.11 Kasten und Lebensphase<br />

Das indische Kastensystem ist das unverständlichste soziale System für einen westlich orientierten<br />

Menschen. Obwohl vor wenigen Jahrhunderten in Europa die mittelalterlichen Stände<br />

nicht sehr viel anders organisiert waren. Das Kastensystem hat sich wahrscheinlich im 5. Jh.<br />

vor Christus manifestiert. Der philosophische Hintergrund ist im Rigveda und hier wiederum im<br />

Purusa Hymnus zu suchen. Dort heißt es: Sein Mund war der Brahmane, die Krieger waren<br />

seine Arme, die Ackerbauern die Schenkel, die Dienstboten entstanden aus den Füssen. Eine<br />

Organisation – eine arbeitsteilige – wie sie auch im Westen zu finden ist – eigentlich nichts<br />

Problematisches. Aus heutiger moderner Sicht liegt die Schwierigkeit der Kasten, dass der<br />

soziale Standard durch die Geburt vorgegeben ist und durch das ganze Leben keine Änderung<br />

erfahren kann. Einmal als Sudra geboren, bleibt man immer Diener oder Knecht und hat keine<br />

Möglichkeit höhere Positionen zu erstreben. Die Kastenmitglieder in sich bilden Cliquen und<br />

schotten sich von den anderen ab. Neben diesen vier genannten Gruppen gibt es noch die<br />

sogenannten Dalits die Unberührbaren, mit denen weder gegessen oder sonstiger körperlicher<br />

Kontakt gehalten werden darf.<br />

Die Reinheit bzw. Unreinheit ist eine bestimmende Größe im Leben eines praktizierenden Hindus.<br />

Jeder Mensch hat die Pflicht seinen Körper rein zu halten und möglichst von unreinen<br />

Substanzen frei zu halten. Dazu gehören Substanzen wie Schweiß, Urin, Blut, Müll usw.<br />

Unabhängig von der Kaste durchläuft jeder Mensch bestimmte Lebensphasen. Ein Hindupraktizierender<br />

beginnt sein Leben als Student in Enthaltsamkeit bei einem Lehrer. Wird danach<br />

Haushaltsvorstand, gründet einen Haushalt und mindestens einen Sohn. Nach der Erfüllung<br />

der Familienpflichten darf sich ein Hindu um sein spirituelles Heil kümmern und wird Waldeinsiedler,<br />

was letztendlich in völliger Askese mündet.<br />

Spirituelle Theologie<br />

© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>

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