Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

1.1.20 Spiritualität der Neuzeit - Diakonie
In der Auseinandersetzung zum Thema Leib – Seele, gab es im 15. Jahrhundert durch René
Descartes eine folgenschwere philosophische Richtungswende.
In der Zeit vor Descartes wurde Leib und Seele noch weitgehend als „Eins“ betrachtet und eine
Erlösung und Heilung war nur gemeinsam vorstellbar. Auch Jesus hat Menschen gleichzeitig
von deren körperlicher Krankheit und von deren Sünden geheilt. Jesus und seine Nachfolger in
der Urkirche waren charismatische Heiler.
In der Zeit nach Descartes hat sich die Religion auf das Seelenheil konzentriert und die körperlicher
Gesundheit der Medizin überlassen. Die Kirche hat sich auf diakonisches Handeln beschränkt.
Die Diakonie-Bewegung wurde mit Hinrich Wichern in Deutschland im 19. Jahrhundert eingeleitet
und führte zu einer freiwilligen Frömmigkeit und Nächstenliebe, hauptsächlich im Orden.
In den letzten Jahren allerdings kann man einen deutlichen Wandel von freiwilliger Nächstenliebe
zu professionellen Hilfsorganisation erkennen. Hilfe, egal ob in der Krankenpflege, der
Altenpflege oder der Waisenversorgung wird von bezahltem und hoch qualifiziertem Personal
durchgeführt. Darüber hinaus wird Hilfe heutzutage als großer wirtschaftlicher Faktor gesehen.
Selbstverständlich auf höchst qualifiziertem Niveau. Noch in keiner Zeit hat es bessere Kranken-,
und Altenversorgung gegeben wie jetzt. Der spirituelle Wunsch nach Heilung, zumindest
der körperlichen ist sehr weit in Erfüllung gegangen. Man braucht dazu keine Religion sondern
Mediziner auf höchsten Niveau.
Trotzdem wird immer wieder der Ruf nach ganzheitlicher Heilung laut, vor allen aus dem New
Age und esoterischem Bereich. Hier allerdings kaum ohne christlichen Hintergrund. Christliche
Priester sind keine Heiler.
Spirituelle Theologie
© Manfred Litzlbauer