Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

6.1 Was ist Religion?
Religion ist eine Letztorientierung, also eine Orientierung an einem Grundsätzlichen, Unumstößlichen
und immer Gültigen. Diese Letztorientierung kann auch Plausibilitäten bzw. den
realen Tageserfahrungen völlig widersprechen. Die Heiligen Bücher des Islam und des Christentums
tun dies auch. Säkulare Gesellschaften sehen dies oft als Metapher und versuchen es
auf die aktuelle Situation zu übersetzen. Fundamentalistischere Gesellschaften nehmen dies
sehr wörtlich.
Religion ist auch die Orientierung an einer Unverfügbaren Andersheit. Gott wird hier als Anderheit
bezeichnet, weil wir davon ausgehen, dass es sich um keine anthropologische Größe handelt.
Unverfügbarkeit bedeutet, dass Gott nicht manipulierbar oder gar beherrschbar ist. Alleine
Bittgebete sind schon zweifelhaft, Dankbarkeit ist hier besser angebracht.
Was nun eine Religion ist, wird an sechs verschiedenen Merkmalen nach Klaus Hock beschrieben.
Selbstverständlich hat ein religiöser Mensch im Rahmen seiner Ethik Verantwortung für
die Ökologie. Sehr häufig findet man bei Religionen eine differente Lebensweise (kein Alkohol,
kein Fleisch) vor. Der Tages- und Jahreslauf eines religiösen Menschen wird durch Rituale bestimmt.
In der heutigen säkularen Gesellschaft kennen viele Menschen nur mehr Taufe und
Hochzeit als religiöse Ereignisse. Das sind dann aber auch Ereignisse und keine Rituale.
Eine Religion hat auch eine wissenschaftliche Komponente. Meist ausgehend von einem Grundsatztext
(Bibel, Koran) gibt es darauf aufbauend ein Dogmen-Gerüst, welches in einem wissenschaftlichen
Konsens behandelt wird. Religion ist ja in der Tradition keine Privatsache sondern
ist institutionell organisiert. Durch die Trennung von Kirche und Staat halten sich unsere
Kirchenverantwortlichen vom politischen Geschehen weitgehend zurück (nicht ganz richtig!)
hingegen im Islam ist im Gottesstaat Kirche und Politik verwoben (auch nicht richtig!)
Eine besondere Ausdrucksweise erfährt die Religion in ihrer künstlerischen Darstellung und im
Einfluss der Mystik.
Spirituelle Theologie
© Manfred Litzlbauer