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Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

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1.3.15 Zusammenfassung und Reflexion Jesus ein Mystiker ?!<br />

Zusammenfassung:<br />

Die Beantwortung der Frage ob Jesus ein Mystiker ist, gestaltet sich insofern schwierig, als<br />

Jesus sowohl wahrer Mensch als auch wahrer Gott ist. Dem Konzil von Nicäa ist es gelungen<br />

dafür zumindest grammatisch eine Antwort zu geben. Die Frage nach den Mystikern ist allerdings<br />

mit „unvermischt und ungetrennt“ nicht beantwortet, sondern noch viel mehr aufgeworfen.<br />

Wir beschäftigen uns also mit Jesus und müssen das mehrdimensional angehen. Prof. Georg<br />

Maria Hof hat dazu 6 Thesen vorgestellt, die letztendlich ein eindeutiges Ja zu Jesus als Mystiker<br />

geben. Insbesondere wird auf das Markusevangelium hingewiesen, das in seiner Dramaturgie<br />

mit „Evangelium von Jesus Christus, dem Sohn Gottes beginnt“. Damit sollte alles geklärt<br />

sein, aber der Evangelist spannt einen weiten Bogen, lässt Jesus selbst zu Wort kommen,<br />

lässt andere über ihn sprechen und bringt vor allem den jüdisch, römischen Kontext ein.<br />

Die Auslegung der Schrift ist ebenfalls ein möglicher Hinweis zur Klärung der Mystiker-Frage<br />

und kann über vier unterschiedliche Ansätze ausgelegt werden. Die textuelle Auslegung beschreibt<br />

die damalige Situation und wird von vielen evangelikalen Gemeinschaften wörtlich<br />

übernommen und im praktischen Leben umgesetzt. Die allegorische Auslegung ist insoweit gut<br />

verständlich, als Jesus bzw. der Evangelist Metaphern verwendet, die damals wie heute verständlich<br />

waren bzw. sind. Eine Auslegung hängt selbstverständlich von der Kultur, der Intelligenz<br />

und vor allem der menschlichen Entwicklungsstufe ab. Bei höheren Bewusstseinsstufen<br />

werden Textstellen völlig anders verstanden als bei niedrigen Stufen. In dieser Arbeit wird<br />

versucht, eine Exegese von bekannten Bibelstellen auf Basis der Entwicklungsstufen nach<br />

Charles Graves durchzuführen. Dazu werden nicht alle Stufen herangezogen sondern nur jene,<br />

die auch in der heutigen globalen Gesellschaft mehrheitlich vorzufinden sind. Letztendlich ist<br />

eine geistige Schriftauslegung möglich. Diese wurde von der Kirche in den letzten Jahrhunderten<br />

unterdrückt. Man hat sich eher auf eine intellektuelle Auslegung konzentriert. Für ein geistiges<br />

Schriftverständnis sind zwingend mystische Erfahrungen erforderlich. Es gilt demnach<br />

noch zu klären, was zu einer mystischen Erfahrung führt. Dieses Thema wird intensiv von<br />

Thomas Morten behandelt.<br />

Reflexion für die Gesellschaft:<br />

Bis herauf in die heutige Zeit wurde die Schrift kulturabhängig und sehr lokal begrenzt ausgelegt.<br />

Die römisch-katholische Kirche hat dabei offensichtlich das Machtmonopol. Die Auslegung<br />

konnte nur in dem Bewusstsein durchgeführt werden, das eben gerade vorhanden war. Nach<br />

Charles Graves war es die „absolutistische Wertehaltung“ die der Schrift die ausschließliche<br />

Autorität gab, also war die textliche Auslegung die einzig gültige Variante. Erst im letzten<br />

Jahrhundert hat sich eine „strategische“ Bewusstseinsstruktur entwickelt und damit beginnen<br />

auch die Fragen nach der Richtigkeit der Auslegung der Amtskirche. Noch größer wurden die<br />

Zweifel an dieser Richtigkeit durch das Phänomen der Globalisierung. Die Welt hat nunmehr<br />

viele Kontexte und Kulturen, die eine sehr unterschiedliche Auslegung zulassen. Die Gesellschaft<br />

ist demnach schon lange keine Stammesgesellschaft mehr, sondern ist multikulturell.<br />

Damit steht die Kirche vor einer ihrer größten Herausforderungen. Sie muss also zulassen,<br />

dass die Texte von verschiedenen Kulturen auch unterschiedlich gelesen und auf ihre Probleme<br />

bezogen werden. Ein Mensch aus Südamerika hat andere Bedürfnisse als ein reicher Europäer<br />

oder ein armer Afrikaner. Neben dem interreligiösen Dialog, den die Kirche zu führen hat, ist<br />

nunmehr ein innerer Dialog zu führen und zu erkennen, dass in einer pluralen Gesellschaft<br />

auch plurale Auslegungen möglich sind. Sofern die Evangelien Offenbarungen Gottes sind, so<br />

sind auch unterschiedliche Kontexte und kulturbezogene Auslegungen möglich und die Kirche<br />

muss zur Kenntnis nehmen, dass nicht mehr nur in Rom die Bibel interpretiert werden kann.<br />

Insbesondere sind viele geistige Auslegungen zu erwarten.<br />

Spirituelle Theologie<br />

© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>

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