Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

1.2.10 Kontemplation - biblisch
Nicht nur die großen Philosophen des Altertums haben sich der Kontemplation angenommen.
Diese ist auch in der Bibel und im Alten Testament wieder zu finden.
Die zentrale Frage die im Alten Testament behandelt wird, heißt: wie und wo kann der Mensch
Gott finden? Im Wesentlichen bietet das Alte Testament dazu drei Antworten:
Gott spricht zu auserwählten Personen
Nach dem Verständnis des Alten Testaments hat sich Gott einigen, auserwählten Personen
zugewandt. Der „Jedermann“ hatte also nicht die Möglichkeit mit Gott in Verbindung zu treten.
Die Gotteserfahrung ist also nur indirekt und basiert auf Erzählungen und Überlieferungen.
Gott wohnte über dem Tempel von Jerusalem.
Alttestamentarisch hat Gott also eine Wohnung – eine Lokation in der dreidimensionalen Welt.
Namentlich wird hier der Tempel von Jerusalem angesprochen. Diese Lokalisierung von „Gott-
Himmel-Hölle“ zieht sich bis in das Mittelalter hinein. Es existieren Landkarten über das Jenseits
mit genauer Kartographie. Eine Gotteserfahrung kann der Mensch demzufolge nur an
bestimmten Orten und Lokationen machen. Eine Pilgerreise zu Heiligen Orten ist demzufolge
erforderlich.
Gott beauftragt einen Propheten.
Damit ist die Gotteserfahrung vertagt. Von einem Sehenden wird die Niederkunft, die Erlösung
und die Apokalypse vorausgesagt. Dann wird der Mensch eine Gotteserfahrung machen.
Die Kontemplation wie wir sie heute kennen, ist im Alten Testament so nicht erkennbar. Wahrscheinlich
hat die antike Philosophie eine Veränderung gebracht.
Spirituelle Theologie
© Manfred Litzlbauer