Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

2.1.6 Die jüdische Speisegesetze – Kaschrut
Die meisten Traditionen haben auch Regeln und Gebote bzgl. der Ernährung. Die jüdische Tradition
ist hier sehr gegeben, insbesondere die orthodox jüdische Linie hält sich sehr streng
daran. Von einer außenstehenden Person darf die Frage nach dem Nutzen von Vorschriften
bzgl. des Verzehrs von Speisen gestellt werden. In erster Linie ist es der religiöse Moment, der
die Menschen bewegt diese Vorschriften einzuhalten. Andererseits hat dies auch nicht offensichtliche
Vorteile. Menschen mit bewusster Ernährung haben meist einen besseren Gesundheitszustand
und sind auch umweltbewusster. Der bewusste und sparsame Umgang mit Nahrungsmitteln
stärkt auch die Selbstdisziplin.
Blut hat in allen Traditionen eine wesentliche Bedeutung. In biblischen Zeiten vermutet das
Judentum im Blut den Sitz der Seele und war daher verboten. In späteren Zeiten war man der
Meinung, dass Blut aggressiv machen würde. In anderen Traditionen (wie in den mittelamerikanischen
Hochkulturen) war Blut ein rituales Getränk und dort verpflichtender Genuss.
Jüdische Tradition unterscheidet zwischen reinen und unreinen Tieren. Zu den Reinen (Koscher)
gehören Säugetiere mit zweigespaltenen Hufen, die gleichzeitig Wiederkäuer sind.
Ebenso rein sind Fische mit Flossen und Schuppen. Unrein (Treife) sind demzufolge Kamel,
Schwein, Aal etc.
Grundvoraussetzung ist die Verwendung von reinen Tieren. Zusätzlich dazu müssen auch diese
koschergeschächtet sein, d. h. die Schlachtung erfolgt mit einem einzigen Schnitt durch die
Kehle und möglichst ganzem ausbluten. Das Fleisch selber muss dann nochmals von Blutresten
mit Wasser und Salz gereinigt werden.
Eine zusätzliche erste Ernährungsvorschrift ist der zeitliche Abstand zwischen Fleisch- und
Milchgenuss. Orthodoxe Haushalte führen dazu zwei Sets von Küchengeschirr. Orthodoxe Restaurants
haben manchmal sogar zwei getrennte Küchen - eine für Fleisch und eine für Milch.
Spirituelle Theologie
© Manfred Litzlbauer