Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

4.1.17 Tempel
Alleine die Architektur eines hinduistischen Tempels ist etwas Heiliges. Bereits der Bauplatz
muss ein heiliger Ort sein. Der Grundriss wird nach einem Mandala aufgespannt, wobei das
zentrale Quadrat jener Platz ist, in dem das Heiligste positioniert wird. Auf Unterquadraten
finden dann Heilige und andere Götter Platz.
Ein hinduistischer Tempel ist auch Ausdruck von physischer Macht jener Persönlichkeit (König),
der den Tempel errichtet hat.
Entwickelt hat sich der Tempel aus dem vedischen Opferaltar. Im innersten Heiligtum, dem
Sanktarium steht eine Statue von der Hauptgottheit dieses Tempels. Markantes Erscheinungsbild
ist der Tempelturm, welcher dem mythischem Weltberg entspricht. Am oberen Ende des
Turmes ist ein Wasserkelch der die Grenzen zwischen menschlicher und göttlicher Welt symbolisiert.
Hindus gehen nicht nur anlassbezogen zum Tempel. Die dortigen Zeremonien werden von
Brahmanen durchgeführt. Dazu gehört auch die Arati Zeremonie. Dies ist jener Vorgang, bei
dem die Gläubigen die Hände über eine Flamme halten und dann über das Gesicht streichen.
Das Leben in einem Tempel entspricht einem genau geregelten Zeremoniell. Dieses beginnt
bereits bei Sonnenaufgang mit dem Erwecken und Ankleiden der Gottheit. Anschließend wird
der Schreinraum für die Besucher geöffnet. Zu Mittag werden die Götter gespeist und nachmittags
wird der Schreinraum wegen Ruhe wieder geschlossen. Nach der nachmittäglichen Speisung
folgt das Abendritual und danach wird der Schrein für die Nachtruhe wieder geschlossen.
Spirituelle Theologie
© Manfred Litzlbauer