Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer
Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer
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ereits die nahe Zukunft zeigen. Wenn ja, dann könnte daraus die globale Gesellschaft genau<br />
die oben genannten zwei Wesensmerkmale erlernen.<br />
Reflexion für das Unternehmen:<br />
Natürlich ist es etwas vermessen, das Judentum mit einem Unternehmen zu vergleichen. Allerdings<br />
aus Sicht der Unternehmen könnte diese Nachhaltigkeit und Langlebigkeit durchaus<br />
erwünscht sein. In den letzten Jahren, also am Höhepunkt des Kapitalismus, war es für Unternehmen<br />
wichtig, möglichst kurzfristig Gewinne zu erzielen. Dies war möglich, hat aber vielen<br />
Unternehmen ihre Existenz gekostet. Zwischenzeitlich kommen immer mehr Unternehmen und<br />
vor allem vorausschauende Führer zur Erkenntnis, lieber etwas weniger Gewinn, dafür aber ein<br />
längeres Unternehmensleben. Gerade in der Telekommunikationsbrache konnte in den 1990er<br />
Jahre der Hype und das Zerplatzen der Blase gut beobachtet werden.<br />
Die Langlebigkeit des Judentums und der Wunsch nach Nachhaltigkeit der Unternehmen könnte<br />
durchaus verglichen werden. Unternehmer müssten sich also fragen, welche Regeln eine<br />
Nachhaltigkeit unterstützt. Das Judentum kennt dazu die Schriftform und die einfachen und<br />
komplexen Ge- und Verbote. Das Ziel des Judentums ist in der Tora einfach beschrieben. Viele<br />
moderne Unternehmen haben ein durchaus vergleichbares Leitbild. Was macht den Unterschied<br />
aus? Leitbilder in Unternehmen werden entwickelt, auf Hochglanzpapier gedruckt und<br />
dann vergessen. Es ist niemand da, der diese mit Nachdruck in die Unternehmenskultur einbringt.<br />
Das Zweite was vom Judentum zu lernen ist, sind die Regeln. Das Regelwerk ist zweigeteilt,<br />
einerseits sehr einfach im Dekalog und andererseits sehr kompliziert in der Mizwot. Für<br />
Unternehmen könnte man folgendes ableiten: es gibt Regeln die jeder Mitarbeiter kennt und<br />
zu jeder Zeit und zu jeder Situation richtig anwendet. Für besondere Situation gibt es auch<br />
noch gesondertes Regelwerk. Auch das haben viele Unternehmen bereits. Auch hier wieder die<br />
Anmerkung, dass die kulturelle Entwicklung eines Unternehmens auch etwas ist, was länger<br />
dauert aber auch länger hält.<br />
Persönliche Reflexion:<br />
Im Vergleich zu anderen Weltreligionen war mir das Judentum aus meinem Religionsunterricht<br />
bekannt- wie richtig zu vermuten – nicht in besonders guter Erinnerung. Zusätzlich dazu kamen<br />
negative Erfahrungen aus einem naziorientierten Elternhaus. Dieses Bild vom Judentum<br />
änderte sich dabei nur sehr langsam und aufgrund vieler Filme und Berichte aus dem Fernsehen.<br />
Im Laufe der Jahre wurde ich gegenüber dem Verbrechen des Holocaust immer empfindlicher<br />
und hilfloser. Die WARUM-Frage hat sich immer öfter gestellt. Warum tun Menschen so<br />
etwas?<br />
Das Leben eines praktizierenden Juden ist bewundernswert. Obwohl er dies mit einer Leichtigkeit<br />
angeht wenn es einem höheren Ziel, nämlich Gott gewidmet ist. Moderne konsumorientierte<br />
Menschen könnten sich ein derart reguliertes Leben kaum mehr vorstellen, obwohl die<br />
Idee vom Sabbat uns ganz gut gefällt. Selbstverständlich brauchen wir aufgrund hoher vor<br />
aller psychischer Arbeitsbelastung - Freizeit. Allerdings - und hier ist der große Unterschied<br />
zum Sabbat - wollen wir Action und Erlebnisse, während der jüdische Sonntag absolute Ruhe<br />
verordnet. Es muss ja nicht gleich extreme Blüten treiben, wie „Lichtschalter nicht betätigen“.<br />
Ein bewusstes Einhalten eines Ruhetages würde mein hektisches Leben nachhaltig beruhigen.<br />
Eine Maßnahme die eigentlich sehr leicht umzusetzen ist. Das habe ich bisher vom Judentum<br />
gelernt. Zusätzlich beeindruckt mich das Regelhafte am Judentum. Es müssen nicht gleich die<br />
613 Mizwot Einzug halten, aber einige wichtige Regeln werde ich für mich zusammenstellen,<br />
die dann in allen Lebenslagen und in aller weiterer Zukunft für mich Gültigkeit haben.<br />
Spirituelle Theologie<br />
© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>