Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer
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hat. Vivekananda war es, der die Nondualität klar umrissen hat und versucht hat, diese Philosophie<br />
der westlichen Welt näher zu bringen. Vor diesem Hintergrund erscheint der Hinduismus<br />
als eine Tradition, die für alle Menschen zugänglich ist, ohne dass sie ihr eigenes Glaubensverständnis<br />
unterdrücken müssen. Die Kolonialisierung hat beide Seiten beeinflusst, sowohl<br />
die indische, welche zu einem besseren Selbstverständnis geführt hat, als auch die westliche,<br />
welches zu einem besseren Verständnis des Hinduismus geführt hat. Die lange Geschichte<br />
des Hinduismus hat gezeigt, dass diese Tradition in der Lage ist, sich einerseits gewaltlos zu<br />
verbreiten und andererseits Rituale aus anderen Religionen zu integrieren. Der Export von<br />
hinduistischem Denken in die westliche Welt ist bekannt. Viele Zeitgenossen kennen und praktizieren<br />
Yoga und Meditation.<br />
Ein interessanter Vergleich auf philosophischer Ebene könnte zwischen Meister Eckhart und Adi<br />
Shankara angestellt werden. Obwohl räumlich weit auseinander und zeitlich beisammen, gibt<br />
es hier Parallelen zu erkennen. Bei genauerem Studium haben Shankara und Eckhart ein sehr<br />
ähnliches Gottesbild, die gleiche Vorstellung von Welt und Seele und empfehlen für die Erlösung<br />
ähnliche Praktiken.<br />
Noch einmal auf die Kolonialisierung zurückzukehren, hat diese nicht nur dem Westen den<br />
Hinduismus näher gebracht, sondern auch in Indien zu einem neuen Verständnis geführt. Höhepunkt<br />
dieser Bewegung war mit Sicherheit der gewaltlose Kampf von Mahatma Ghandi gegen<br />
die Kolonialherren. Weiters und in diese Zeitepoche fallend sind es Osho, Sai Baba, Vivekananda,<br />
Aurobindo, Dayananda und Ram Mohan Roy, die das Thema des Non-Dualismus bearbeitet<br />
und weiterentwickelt haben. Alle Genannten beziehen sich auf die exegetischen Arbeiten<br />
von Adi Shankara.<br />
Reflexion für die Gesellschaft:<br />
Der Non-Dualismus war im 19. Jh. für die westliche Welt unverständlich. Möglicherweise hatte<br />
deshalb die Rede von Vivekananda vor dem Weltkongress derart großes Echo. In der heutigen<br />
globalen Welt spüren wir den Non-Dualismus immer mehr. Wir haben in vielen Fällen den Eindruck,<br />
dass Alles mit Allem zusammenhängt. Die bekannte Metapher von „Flügelschlag eines<br />
Schmetterlings in China“ und deren Auswirkung des Orkans in Europa wird immer deutlicher.<br />
Am Beispiel der Umweltverschmutzung und Zerstörung der westlichen Industriestaaten und<br />
deren Auswirkung in Entwicklungsländer ist ein evidentes Beispiel dafür. Ebenso entwickelt<br />
sich ein globales Bewusstsein. Dies allerdings aber nicht so sehr auf Basis reiner Bewusstseinsebene,<br />
sondern mit massiver Unterstützung der vernetzten Medien. Wir erleben Ereignisse,<br />
die irgendwo auf der Welt passieren hautnah, so als ob sie im eigenen Dorf geschehen<br />
wären. Als Beispiel sei die Rettung der chilenischen Bergleute angeführt. Darüber berichtet<br />
sowohl das Fernsehen als auch das Internet online und wir konnten im Minutentakt miterleben,<br />
wie Bergleute hochgezogen wurden, so als ob es vor unsere Haustüre gewesen wäre. Leider<br />
werden über diese Kanäle hauptsächlich Schlagzeilen und da wiederum vorwiegend negative<br />
Meldungen transportiert. Alles Schlechte auf der Welt und Katastrophen erfahren wir unmittelbar<br />
und sofort. Durch die Technologie und die so erscheinende globale Gemeinschaft wird das<br />
persönliche und intensive Arbeiten an der Bewusstseinsentwicklung hinten angehalten. Die<br />
Menschen lagern dies offensichtlich aus. Möglicherweise ist es die Technologie, die den Menschen<br />
in eine Transzendenz führt und hoffentlich dazu nur behilflich ist.<br />
Das reale Leben zeigt derzeit jedoch kaum Ansätze einer non-dualen Lebensweise. Westliche<br />
Menschen die im intensiven Arbeitsprozess stecken, sind meist gestresst, haben kaum Zeit und<br />
möchten an vielen Plätzen gleichzeitig sein. Der Ich-Bezug und die Leistungsorientierung sind<br />
jederzeit evident. Einflüsse des Hinduismus und dessen Praktiken wie Yoga, Tantra und Meditation<br />
sind spürbar und werden von Wellnesseinrichtungen und esoterischen Unternehmen als<br />
Produkt vermarktet. Gut erkennbar ist das bei Yogakursen, bei denen hauptsächlich, was<br />
grundsätzlich gut ist, auf Körperlichkeit geachtet wird. Die höheren Stufen des Yoga bleiben<br />
meist unberücksichtigt. Offensichtlich ist es modern und dem Zeitgeist entsprecht auch an<br />
Spirituelle Theologie<br />
© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>