Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer

6.9 Religionstheologische Modelle
Religionstheologie könnte man als Versuch bezeichnen, eine Theologie über alle Religionen
hinweg zu entwickeln. Zum Ansatz kommen fünf verschiedene Modelle.
Der EXKLUSIVISMUS ist jene Einstellung, bei der die eigene Religion das einzige gültige Heilversprechen
gibt. Es wird nur die eigene Religion anerkannt und es gibt auch nur den einzigen
wahren Gott. Eine solche Geisteshaltung führt zur Missionierung und hat natürlich die Tendenz
aus dem Fundamentalismus heraus, einen Fanatismus zu entwickeln. Viele Kriege und unsägliches
Leid hatten sich daraus entwickelt.
Der INKLUSIVISMUS erkennt auch andere Religionen, die durchaus als berechtigt und auch
gut anerkannt werden, aber die eigene Religion und der eigene Gott ist doch der bessere und
wahre. Diese Geisteshaltung ist bereits mit einem gewissen Maß an Toleranz versehen.
Der PLURALISMUS geht davon aus, dass Gott eine unbegreifliche Andersheit ist und dem
keine Religion gerecht werden kann. Diese Strömung bringt ein Verständnis und eine Wertschätzung
allen anderen entgegen. In diesem Kontext wird der Atheismus auch als religionstheologisches
Modell erkannt. Es wird erkannt, dass sich die Religionen untereinander widersprechen
und damit ist nach Bertrand Russel keine der Religionen richtig. Weiters wird erkannt,
dass der Wahrheitsanspruch eben zu gefährlichen Fundamentalismus führt und man zur
Erkenntnis gelangt, dass Religionen schädlich sind.
Das Semiotische Modell geht von der Veränderung aus. Gerade in der jetzigen globalen
Welt, in der die Religionen immer mehr voneinander wissen und lernen, kommt es zu einer
Bedeutungsverschiebung. Im gleichen Masse wie sich die Bedeutung zwischen den Religionen
verschiebt, verschiebt sich auch das jeweilige Verhältnis der eigenen Religionen zur Gottheit.
Spirituelle Theologie
© Manfred Litzlbauer