Interreligiös_pdf - Manfred Litzlbauer
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6.17 Zusammenfassung und Reflexion Theologie<br />
Zusammenfassung:<br />
Die christliche Spiritualität hat sich über zwei Jahrtausende laufend verändert. Die großen Umbrüche<br />
fanden ca. alle 350 Jahre statt. Erstmals haben Wüstenväter ein anderes Denken hervorgebracht,<br />
danach das Aufkommen der Städte, die Entdeckung Amerikas, das Mönchtum<br />
und schließlich die Globalisierung. Die Kirche selbst ist ebenso einem chronologischen Wandel<br />
unterworfen, der von Gesellschaft und Kultur beeinflusst ist. Der letzte größere Wandel der<br />
Kirche fand im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils statt, hauptsächlich ausgelöst durch<br />
die Position der Kirche gegenüber anderen Religionen. Einige ausgewählte Biografien, beginnend<br />
mit Johannes dem XXII. bis hin zu Mutter Teresa, prägen das Erscheinungsbild der Kirche.<br />
Nahezu revolutionär ist seit dem 2. Vatikanum die Beziehung zwischen Kirche und Judentum.<br />
Die interreligiöse Theologie kennt unterschiedliche theoretische Modelle. Bekannt sind der Pluralismus,<br />
der Inklusivismus und der Exklusivismus. Auch der Atheismus kann im Weitesten<br />
als ein theologisches Modell gesehen werden. Das semiotische Modell von Prof. Ulrich Winkler<br />
ist ein neuerer Ansatz. Im Rahmen dieser Modelle werden auch Theologien untereinander verglichen.<br />
Daraus ergibt sich dann die komparative Theologie.<br />
Der wissenschaftliche Zugang zur Spiritualität wird nach Prof. Sanders nicht im „Wer“ oder<br />
„Was“ gesucht, sondern ausschließlich im „Wo“. Wo Spiritualität geschieht und wo sich spirituelle<br />
Orte befinden, sind die zentralen Fragen. Neben den Orten sind es die Macht und die Autorität<br />
von Menschen, die Spiritualität gestalten. Das einfache Wort „Teilen“ kennt man im Englischen<br />
als Dividing und Sharing, das einerseits zu Machtgewinn (Dividing) und andererseits zu<br />
Kontrollverlust (Sharing) führt. Die Welt wird heute großteils als komplex und paradox erlebt.<br />
Auch dafür muss Religion und Spiritualität eine Antwort geben.<br />
Reflexion für die Gesellschaft:<br />
Wir erleben derzeit einen großen spirituellen Umbruch in Form der Globalisierung. Aurelia<br />
Spendel bezeichnete das als „Erscheinen des einfachen Menschen“. Man kann dies auch gerade<br />
in den letzten Jahren sehr gut beobachten. Im Vergleich zu den großen Denkern und Erfindern<br />
der letzten Jahrhunderte, gibt es diese Persönlichkeiten jetzt nicht mehr. Offensichtlich sind die<br />
Technologie und das Zusammenleben so komplex geworden, dass es die intellektuelle Kapazität<br />
eines Menschen übersteigt. Ich äußere damit die Vermutung, dass die Macht von Biografien<br />
in Zukunft schwinden wird.<br />
Das 2. Vatikanische Konzil hat die Kirche von einer Stammesreligion zu einer Weltreligion geführt.<br />
Die Ansätze von 1960 haben schon die heutige Globalisierung erkannt. Dazu ist den<br />
Konzilsbetreibern höchste Anerkennung zu zollen. Leider wurde dieser weltoffene Weg wieder<br />
verlassen. Die Kirche sollte in gleicher Weise das Frauenthema aufgreifen – dies ist höchste<br />
Zeit.<br />
Eine wesentliche gesellschaftliche Leistung des Europas des 20. Jahrhunderts, ist der Weg zur<br />
pluralen Gesellschaft. Auch der pluralistische, theologische Ansatz hat viele Vorteile, insbesondere<br />
die Wertschätzung untereinander und damit ein mögliches friedvolles Miteinander. Allerdings<br />
besteht die Gefahr, dass pluralistisch denkende Menschen in den Atheismus abdriften.<br />
Spirituelle Theologie<br />
© <strong>Manfred</strong> <strong>Litzlbauer</strong>