Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

Und als im 19. Jahrhundert der unerwartete Aufschwung
der ukrainischen Literatur, Kultur und des nationabpoli*
tischen Selbständigkeitsgefühls kam, wurde der Name
Ukraina wieder laut. Heutzutage gibt es keinen intelli?
genten, nationalbewußten Ukrainer, der für sein Land
und seine Nation andere Namen gebraucht als: Ukraina,
Ukrainer. Und langsam dringen diese Bezeichnungen
auch im Auslande durch.
Ukraina ist das Land, wo die ukrainische Nation
wohnt — ein großes geschlossenes Nationalterritorium,
welches den ganzen Süden des russischen Reiches in
Europa und außerhalb dessen Ostgalizien, Nordwests
bukowina und Nordostungarn umfaßt.
Dieses Gebiet, dessen genaue Grenzen dem anthropo?
geographischen Teil dieses Büchleins vorbehalten sind,
ist eine ausgesprochene geographische Einheit.
Die Einteilung Europas in Naturgebiete hat beinahe
immer an den Grenzen von Osteuropa haltgemacht.
Während die übrigen Teile unseres Erdteiles seit langem
Gegenstand einer eifrigen Teilungsarbeit gewesen sind,
welche sehr ins einzelne gegangen ist, bleibt Osteuropa,
wie es war, ein unaufgeteiltes Ganzes. Es gibt zwar
viele Einteilungsversuche, sie sind jedoch sämtlich auf
nichtgeographischen Gesichtspunkten aufgebaut. Nur
die Ostseeprovinzen und Polen bedeuten in ihren jetzigen
politischen Grenzen gewissermaßen geographische Ein*
heiten.
Diese Mängel in der Länderkunde von Osteuropa
haben vor allem in unserer mangelhaften Kenntnis dieses
großen Gebietes ihren Grund; die russische Wissenschaft
arbeitet in asiatischen Grenzgebieten des ungeheuren
Reiches viel intensiver als in der europäischen Heimat.
Daher sind unsere literarischen Hilfsmittel in dieser
Richtung spärlich und unverläßlich. Diese letzten Prä*