Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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denartigkeit, Form und Inhalt. Der Anteil der Natur
ist in ihnen notdürftig. Die Phantasie schwingt sich zu
übernatürlichen Höhen hinauf oder sinkt zu einer
Spie?
lerei herab. Räuberunwesen und der Geist der Vernichs
tung werden wie nationale Heiligtümer verherrlicht. Die
Auffassung der Liebe ist sinnlich, die scherzhaften und
zotenhaften Lieder abscheulich.
Wie die Volkspoesie, überflügelt auch die Volks*
musik der Ukrainer die Volksmusik aller Nachbarvölker
bei weitem und unterscheidet sich von dieser sehr auf*
fallend. Die polnische Volksmusik ist ebenso arm wie
die polnische Volksdichtung und besitzt fast
ausschließe
lieh einen fröhlichen Dur^Charakter. Die russische Volks*
musik hat außer den Dur*Elementen auch viele Moll*
Elemente. Aber die russischen Volksweisen sind von
den ukrainischen ganz verschieden. Sie sind entweder
ausgelassen fröhlich oder hoffnungslos traurig. Die Unter*
schiede im Charakter der Melodien sind so groß, daß
man kein Kenner zu sein braucht, um allsogleich zu er*
kennen, ob eine Melodie ukrainisch oder russisch ist.
Die Volkskunst steht bei unserem Volke vollkommen
originell da und ist viel höher als bei den Nachbarvöl*
kern entwickelt. Die Überreste der alten Volksmalerei
sind in der linksseitigen Ukraina noch lebendig. Die
Holzschnitzerei ist zu einer hochartistischen Entwick*
lung bei den Huzulen gediehen (z. B. bekannte Bauern*
künstler Schkrybläk, Mehedynjük u. a.). Der hauptsäch*
lichste Zweig der ukrainischen Volkskunst ist jedoch
die Ornamentik.
Sie verarbeitet zwei Grundtypen, einen
geometrischen mit der Kreuzung gerader und gebroche*
ner Linien und einen pflanzlichen, welcher Teile von
Pflanzen ausnützt (z. B. Blätter, Blumen usw.). In den
Stickereien, Geweben, Glasperlenarbeiten sehen wir ein
so ästhetisches Farbenspiel, daß, obgleich eine jede Farbe