Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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Fruchtbarkeit hat der Ukraina viel Krieg und Not ge^
bracht. Der fruchtbare ukrainische Boden lieferte dem
eigenen Volke jahrhundertelang nur einen Teil seines
reichen Ertrages. Bis heute nehmen die fremden Groß?
grundbesitzer und Getreidehändler den größeren Teil
der Ernte für sich in Anspruch, während das alteinge?
sessene Volk der Ukraina kaum soviel erübrigen kann,
um nicht Hungers zu sterben.
Der fruchtbare ukrainische Boden hat noch einen
wichtigen ungünstigen Einfluß auf das ukrainische Volk
geübt. Die große Fruchtbarkeit seines Ackers hat bei
dem ukrainischen Bauern eine gewisse Gleichgültigkeit
und Nachlässigkeit im Anbau verursacht. Zwar ist der
Ukrainer ein besserer Landwirt als der Weißrusse, Russe,
Rumäne. Aber seit Jahrhunderten ist er gewöhnt, sich
auf die Fruchtbarkeit des heimatlichen Bodens zu ver?
lassen, und ist daher weit hinter dem fortschrittlichen
Ackerbauer Mitteb oder Westeuropas zurückgeblieben.
Veraltete Anbaumethoden haben sich bis vor kurzem
in der Ukraina ohne jegliche Veränderung gehalten. In?
zwischen ist der Boden knapp geworden und man muß
zur vorgeschrittenen Anbauweise greifen, um den Boden
gehörig ausnützen zu können und die relative Vermin?
derung der Anbaufläche wettzumachen.
Die geologischen Verhältnisse haben auch einen
großen Einfluß auf Gebäude und Straßen der Ukraina
geübt. Lehmhäuser, mit Stroh bedeckt, sind bis heute
für die Ukraina typisch. Erst in allerletzter Zeit beginnt
der Backsteinbau, mit Dachziegeln gedeckt, in
die ukra?
inischen Dörfer vorzudringen. Steinbauten waren in der
Ukraina nicht ursprünglich und sind erst mit der höheren
Kultur aufgekommen. Die Ursache dessen liegt nicht
im Mangel an Bausteinen. Unter der dicken Decke des
lockeren Bodens findet man fast überall in der Ukraina