Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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ständiger Wirtschaft beteilt. Das Leben einer Sammeb
familie unter einem Dach, wie es bei den Russen ge*
wohnlich ist, ist bei den Ukrainern unmöglich und kommt
fast nirgends vor. Dem Vater steht hier keine absolute
Gewalt, wie bei den Russen, zu Gebote, um die Zwies
tracht in
der Familie zu verhindern.
Die Eigenart des Ukrainers schließt sehr schwer eine
Freundschaft, dafür ist dieselbe höchst dauerhaft, ob*
gleich zurückhaltend und selten intim. Die Russen
befreunden sich sehr leicht, gehen aber auch sehr leicht
auseinander und werden furchtbare Feinde. Die Polen
befreunden sich leicht und eng, sind auch treue Freunde.
Die Feindschaft ist am schrecklichsten bei den Russen;
bei den Polen und Ukrainern ist sie weniger verbissen
und dauert auch kürzer. Das Assoziationsvermögen ist
bei den Ukrainern sehr bedeutend. Alle solche Asso?
ziationen sind auf vollkommener Gleichheit der Arbeit
und des Gewinnes gegründet. Ein Obmann wird ge*
wählt, seine Befehle werden befolgt, aber er bekommt
gleichen Anteil am Gewinn und arbeitet mit anderen zu?
gleich. Bei den Russen wählt sich der Bolschäk seine
Arbeiter selbst, arbeitet nicht und ist nur ein Aufseher.
Trotzdem bekommt er den größten Teil des Gewinnes.
Bei den Polen ist die Assoziationsfähigkeit sehr wenig
entwickelt.
Bei dieser Gelegenheit können wir auch das Ver?
hältnis des Ukrainers zur Gemeinde besprechen. Die
ukrainische Gemeinde (Hromäda) ist eine freiwillige Vers
einigung von freien Menschen um der gemeinsamen
Sicherheit und des allgemeinen Wohles willen. Außer*
halb dessen steht der ukrainischen Hromäda keinerlei
Machtvollkommenheit zu, denn es könnte den indivi*
duellen Willen eines jeden der Hromädamitglieder be*
engen. Daher ist z. B. der gemeinsame Grundbesitz, web