Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

— 125 —
den Karpathen und im Kaukasus, höchst selten in den
Wäldern der Ebene, das Auer* und Birkwild sucht die
unzugänglichsten Dickichte auf, sogar die Anzahl der
kleinen Insekten? und Körnerfresser hat stark abgenom?
men. Von den Wasservögeln sind Wildenten, Wildgänse,
Wasserhühner, Tauchervögel usw. noch sehr häufig, Kra*
niche und Reiher sehr selten. Der alte Fischreichtum ist
zugrunde gegangen und für die künstliche Fischzucht
sorgt niemand. Zwar werden noch viele Fische, beson?
ders im Dniprö* und Donsystem gefangen, hauptsächlich
Hechte, Schleihen, Karpfen, Karauschen, Welse usw.,
in den Gebirgsflüssen Forellen, aber von dem Überfluß
selbst der verhältnismäßig nahen Vergangenheit ist keine
Rede mehr. Störe, Sterlete, Hausen und andere Seefische,
welche früher in großen Schwärmen den Dnister, Boh,
Dnipro heraufzogen, werden heute sehr selten ange?
troffen.
Das Steppengebiet der Ukraina hat noch mehr von
seinem ehemaligen Tierreichtum eingebüßt. Vor allem
ist das reiche höhere Tierleben der Ubergangszone, web
ches noch im 18. Jahrhundert die volkreiche Saporoger
Ssitsch ernährte, spurlos verschwunden. Die Tarpany
(Wildpferde), die noch im 17. Jahrhunderte die Steppe in
großen Herden bevölkerten, sind heute ganz ausgerottet.
Saigaantilopen (Ssajhaky), ehemals im ganzen Steppen?
gebiet Ukrainas allgemein verbreitet, haben sich in die
kaspische Steppe zurückgezogen. Das niedere Wild und
die Vogelwelt haben viel weniger gelitten, aber die Tätig?
keit des Menschen, der die Steppen in Äcker und Hut?
weiden verv/andelt hat, war auch ihnen verderblich.
Die
Trappen, Strandläufer, Reb? und Birkhühner, welche ehe?
mals in großer Anzahl das Steppengestrüpp bewohnten,
sind selten geworden. Dasselbe kann man von der Vogel?
weit der Gewässer und Sümpfe sagen, welche ehemals