Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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eher nach russisehem Muster hauptsächlich in der linkst
seitigen Ukraina eingerichtet worden ist,
für das ukrainis
sehe Volk ein Greuel und ruiniert es ökonomisch viel
stärker als
die Aufteilung des Bodens bei individuellem
Besitz. Der russische „Mir" ist etwas ganz anderes. Er
ist ein absolutistischer Miniaturstaat, obgleich er im Ges
wand einer kommunistischen Republik erscheint. Der
„Mir" ist mit der russischen Volksseele vollkommen ver^
wachsen, der russische Muschik befolgt den Willen des
„Mir" ganz ruhig, obgleich dieser Wille seinen eigenen
Willen knechtet.
Das allgemeine Verhältnis zu anderen Menschen ist
beim ukrainischen Volke in feste, seit Jahrhunderten
ausgearbeitete Formen gebracht. Die alte Kultur und der
Kultus des Individualismus hat beim ukrainischen Bauern^
Volk gesellschaftliche Formen erzeugt, welche manchmal
an alte höfische Formen erinnern. Die Nachbarschaft und
der Einfluß der Städte und anderer Zentren der „Kultur"
haben dieses Bauernzeremoniell vielfach verdorben. Man
kann ihm jedoch noch auf großen Räumen der Ukraina
in seiner vollen Entwicklung begegnen. Große Zartheit,
Höflichkeit und Aufmerksamkeit anderen Menschen
gegenüber, gepaart mit uneigennütziger Gastfreundschaft,
sind der allgemeine Inhalt der Gesellschaftsformen bei
unseren Bauern. Diese Gesellschaftsformen sind von den
rohen Umgangsformen des polnischen oder moskowiti*
sehen Bauern, welche noch dazu vielfach vom demorali*
sierenden städtischen Einflüsse verdorben worden sind,
grundverschieden.
Das Verhältnis des ukrainischen Volkes zum Glau^
ben ist auch originell und von demjenigen aller Nachbar*
Völker vollkommen verschieden. Für den Ukrainer ist
das Wesen des Glaubens, sein ethischer Inhalt wichtig.
Das fühlt er tief und respektiert er bei sich und anderen.