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Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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in der <strong>Volk</strong>spoesie erhoben. Weder die russische noch die<br />

polnische <strong>Volk</strong>spoesie können irgend<strong>eine</strong>n Vergleich mit<br />

der ukrainischen aushalten. Von den historischen Dich*<br />

tungen (dümy) <strong>und</strong> uralten <strong>und</strong> doch lebendigen Kultus^<br />

liedern, z. B. Weihnachtslieder (kolady), Neujahrslie^<br />

der (schtschedriwky), Frühlingslieder (wessnjanky), Hoch*<br />

zeitslieder (wessjilni), Erntelieder (obzynkowi) ange«<br />

fangen bis zu den kl<strong>eine</strong>n Gelegenheitsliedchen (z. B.<br />

schumky, kosatschky, kolomyjky) finden wir in allen Er*<br />

Zeugnissen der ukrainischen <strong>Volk</strong>sepik <strong>und</strong> <strong>Volk</strong>slyrik<br />

reichen Inhalt <strong>und</strong> große Formvollendung. Groß ist über?<br />

all der Anteil der Natur, ihre Vergeistigung, ein reges<br />

Verständnis für sie, überall sehen wir <strong>eine</strong> phantastische,<br />

aber warme Träumerei, überall finden wir Verherrlichung<br />

der höchsten <strong>und</strong> reinsten Gefühle der menschlichen<br />

Seele.<br />

Eine glühende Vaterlandsliebe tritt uns hier über*<br />

j<br />

all, besonders aber in unzähligen Kosakenliedern ent* l<br />

gegen, ein herzzerreißendes Sehnen nach glorreicher Ver*<br />

gangenheit, <strong>eine</strong> Verherrlichung, obgleich nicht ohne<br />

Kritik, für ihre Heroen.<br />

In Liebesliedern finden wir k<strong>eine</strong><br />

Spur von Sexualismus, nicht die körperliche Schönheit<br />

des Weibes, sondern die seeHsche wird vor allem verherr?<br />

licht. Sogar in scherzhaften, ja zotenartigen Liedern fin«<br />

den wir viel anakreotische Grazie. Und dabei, was für<br />

<strong>eine</strong> Schönheit des Wortes, was für <strong>eine</strong> Übereinstim«<br />

mung des Inhaltes mit der Form! Man will nicht glau*<br />

ben, daß dieses verelendete, so viele Jahrh<strong>und</strong>erte lang<br />

unterdrückte <strong>und</strong> gequälte <strong>Volk</strong> so viele Perlen wahrer<br />

Poesie in s<strong>eine</strong>m unglücklichen <strong>Land</strong>e verstreuen konnte!<br />

Diese Eigenart des dichterisch schöpferischen Gei*<br />

stes erlaubt uns ebenso gut wie die anderen Kulturmerk«<br />

male den ungeheuren Unterschied zwischen dem ukraini«<br />

sehen <strong>und</strong> dem russischen <strong>Volk</strong>e zu erkennen.<br />

Die rus«<br />

sischen <strong>Volk</strong>slieder sind ärmer an Anzahl <strong>und</strong> Verschies

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