Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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republik entstand und die Volksbewegungen einsetzten,
als Polen ein Paradies der goldenen Freiheit für die
Aristokraten und den Adel bei kraftlosem Königtum und
unterdrücktem Volk wurde, sehen wir in Rußland die
blutigen Orgien des Despotismus eines Iwan des Grau*
samen.
Die historischspolitische Tradition des russischen
Volkes stellt den Zaren in eine nur kleine Entfernung
von Gott. Das ganze Volk ohne Standesunterschied sind
Sklaven (Cholopy) des Zaren, sein Eigentum. Der Ein*
zelne, das Individuum, gilt hier nichts, alles muß für das
allgemeine Wohl des Staates, welcher in der Person des
Zaren verkörpert ist, geopfert werden. Die Reformen
Peters des Großen, obgleich sie Rußland den äußeren
Schein eines zivilisierten Staates gegeben haben, hatten
für die historisch^olitische russische Tradition gar keine
Bedeutung. Höchstens verstärkten sie noch den Nimbus
der Alleinherrschaft des Zaren, durch Argumente, web
che dem westeuropäischen Absolutismus abgelauscht
wurden. Sogar die russische Revolution 1905 vermochte
diese russische historische Tradition nicht zu schwächen.
Sie untergrub höchstens ihre Bedeutung in manchen Krei*
sen der an Zahl kleinen russischen Intelligenz. Und
auch in diesen Kreisen kam es nur zu einer Änderung
der Autorität, für welche der russische Nationalgeist
immer gleichbleibende Verehrung hegt.
Die heutigen Bestrebungen der russischen Nation
sind kaum angedeutet. Trotzdem kann man bereits jetzt
klar erkennen, daß sie den gebahnten Weg der jahrhun«
dertelangen Tradition gehen werden. Die möglichst
große Mehrung und Stärkung des Reiches und die Assi#
milierung aller Fremdvölker, also auch der Ukrainer,
wird den Hauptinhalt dieser Bestrebungen bilden. Die
moskowitische Welt war immer äußerst intolerant für