Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

j
I
|
— 326 —
ij
großen Jahresumsatz von 25 Millionen Kronen. Die aub
geklärte Bauernschaft von Ssynewidsjko und Umgegend
(Bojkenland) betreibt schwunghaften Obsthandel weit
.
über die Grenzen Österreichs. Sogar in der russischen
Ukraina regt es sich allenthalben. Die kooperative Be?
wegung hat hier trotz des erschreckenden Analphabetis?
mus einen so großen Aufschwung genommen, daß die ]
Zahl dieser Genossenschaften 1912 über 2500 betrug,
während ganz Rußland deren nur 5260 aufwies (Ukraina
inbegriffen), Polen nur 920. Aus diesen Tatsachen kann
j
man ohne fehlzugreifen schließen, daß mit dem Höher« la
werden des Kulturzustandes auch der alte Handelsgeist der
|
Ukrainer wieder erwacht. Das solide, jeden Betrug tief 1
^erabscheuende Wesen des Ukrainers wird ihm zwar
j;
kein welteroberndes Gepräge verleihen, wohl aber die l(
Geltung des ukrainischen Kaufmannes in der Handels« ij
weit fördern.
Der heutige Zustand des Handels in der Ukraina ist
noch sehr primitiv, einerseits infolge des im allgemeinen
niedrigen Kulturzustandes, andererseits wegen der sehr
primitiven Verkehrsverhältnisse von Osteuropa.
Das erste Merkmal des primitiven Zustandes sind
wohl die unzähligen Jahrmärkte in der Ukraina, ein |
Überbleibsel mittelalterhcher Handelszustände. Die An«
zahl der Jahrmärkte in Russisch«Ukraina übersteigt 4000,
obgleich sie doch unverhältnismäßig hinter der Anzahl
der Jahrmärkte in Großrußland zurückbleibt. Dafür
entfallen von 22 Großjahrmärkten Rußlands 11 auf das
ukrainische Territorium: vier in Cärkiw, zwei in Römny,
je einer in Poltäwa, Kursk, Krolewezj, Jelyssawet und
Ssümy. Dazu kommen noch die ehemals berühmten
Kyjiwer „Konträkty" (heutzutage im Verfall) und die
kleineren Jahrmärkte in Berdytschiw, 2ytomir, Dubno
usw. Die größten Warenumsätze weist die Jordanmesse