Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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sehen vollkommen analoge und die ukrainisch^russischen
Sprachunterschiede wenigstens teilweise verwischende
Rechtschreibung, leben in dem Wahne, daß der Zar von
Rußland dieselbe Sprache spricht, welche sie sprechen,
gebrauchen russische Nationalfarben und hassen alles
Ukrainische mit der Leidenschaftlichkeit der Renegaten.
Diese inneren Schäden der russischen Einheits*
theorie und der durch sie hervorgebrachten russophilen
Strömungen werden mit jedem Jahre kleiner. Das ukrainis
sehe Nationalbewußtsein wächst in den Volksmassen
immer mehr und die russophilen Strömungen würden längst
verschwunden sein, wenn nicht die russischen Geldsub*
sidien da wären und wenn nicht gewisse polnische Kreise,
durch den schnellen Aufschwung der ukrainischen Na^
tionaUdee erschreckt, nach Kräften den Untergang des
RussophiHsmus aufzuhalten trachteten.
Viel wichtiger sind die äußeren Schäden, welche der
ukrainischen Nationalidee von der russischen Einheits^
theorie zugefügt werden.
Sie lassen sich in einem Satze
ausdrücken: Infolge der Alleinherrschaft der russischen
Einheitstheorie in der Geschichte, Geographie, Statistik
Osteuropas weiß die Kulturwelt nicht, daß es in Europa
ein großes Land gibt, welches „Ukraina" heißt und daß
in diesem Lande eine selbständige Nation von über drei*
ßig Millionen Seelen lebt, welche den Namen „Ukrainer"
führt.
Es ist wahr, daß seit dem Anfange dieses Jahrhun^
derts von Zeit zu Zeit in verschiedenen Weltsprachen
Zeitschriftenartikel und Broschüren erscheinen, welche
über die Ukraina und das Ukrainertum die Welt infor^
mieren wollen. Aber solche publizistische Erscheinung
gen haben immer nur einen ephemeren Wert. Die Polis=
tiker interessieren sich nur ab und zu, wenn es ihnen an^
gezeigt erscheint, für die ukrainische Frage. Die Gelehrten