Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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inische Volkstracht sich länger hält als die polnische,
weißrussische oder russische und nur sehr langsam der
städtischen Tracht weicht.
Die Beschreibung selbst der Haupttypen der ukraini*
sehen Volkstracht würde uns zu weit führen; ebenso
können wir uns nicht näher mit der Volksnahrung he«
fassen, obgleich auch in dieser Hinsicht das ukrainische
Volk seine Selbständigkeit wahrt, natürlich diejenigen
Fälle ausgenommen, wo die wirtschaftliche Not es zwingt,
mit „internationalen" Kartoffeln und Brot vorlieb zu
nehmen.
Wir kommen jetzt zu der geistigen Kultur des ukraini*
sehen Volkes.
Wenn die materielle Volkskultur der Ukrainer trotz
ihrer Originalität und Selbständigkeit sich durch keine
allzu große Höhe im Vergleich mit den Volkskulturen
der Nachbarvölker auszeichnet, so läßt die geistige Kub
tur des ukrainischen Volkes alle Kulturen der Nachbar*
Völker weit hinter sich.
Der ukrainische Bauer zeichnet sich vor allem durch
sein ernstes und solides Auftreten aus. Neben dem be*
weglichen Polen und dem rührigen Russen sieht der
Ukrainer langsam, sogar faul aus. Dieses Merkmal, das
teilweise scheinbar ist, kommt von der allgemeinen Welt«
anschauung des Ukrainers über das Wesen des Lebens.
Das Leben ist nach der Anschauung des Ukrainers nicht
nur ein furchtbarer Kampf ums Dasein, welcher den
Menschen auf Schritt und Tritt vor die harte Notwen«
digkeit stellt, das Leben ist an und für sich Gegenstand
des Nachdenkens, das Leben gibt Möglichkeiten des
Genusses und Fühlens, das Leben ist schön und seine
Ästhetik muß man immer und überall hochhalten. Einer
ähnlichen Lebensanschauung begegnen wir bei den Vöb
kern des Altertums. In den heutigen Zeiten ist diese