Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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einwandfrei. Die russischen Gelehrtenkreise arbeiten seit
jeher im Interesse der russischen Staatsidee und neuerlich,
von der mächtigen Woge des panslawistisch^russischen
NationaHsmus erfaßt, tun sie ihr Möghchstes, um das alles,
was die russische Regierungspolitik als Tatsache herbei?
wünscht, bereits als wirkliche Tatsache darzustellen. Die
russische Geographie, Ethnographie, Statistik, Geschichte
arbeiten seit jeher nach bewährten „vereinheitlichenden"
Schemen. Daher sieht die europäische Wissenschaft
alles, was in Rußland ist und wird, unwillkürlich durch
die Brille, welche ihr vom offiziellen Rußland aufgesetzt
worden ist. Dasselbe offizielle Rußland tritt auch einem
europäischen Reisenden während seiner Reise auf Schritt
und Tritt entgegen und bevormundet ihn in der Weise,
daß er unter der allgemeinen, offiziellen russischen Tünche
ja nicht das sehe, was wirklich und wahr ist. Außerdem
ist noch die russische Zensur da, die auch nach der Ein?
führung der Konstitution unentwegt dafür sorgt, daß
den Blicken der Außenwelt alles entzogen werde, was im
Interesse der russischen Staatsidee verborgen bleiben soll.
Der zweite Grund der Unkenntnis der Anthropo?
geographie Rußlands liegt in der Sache selbst. Die osb
europäische Völkergruppe, welche Rußland bewohnt, ist
in ihrem Entwicklungsgange und Wesen von der mittel*
und westeuropäischen Völkergruppe so verschieden, daß
die anthropogeographischen Gesetze und Methoden, die |i
(was Kulturvölker anbetrifft) auf westeuropäischen Ver* f
hältnissen fußen, in Osteuropa vollkommen versagen.
Es tritt
da der Anthropogeographie eine analoge Schwie«:
rigkeit entgegen wie diejenige, welche der geologischen
Wissenschaft entgegentrat, als sie, mit europäischer
Stratigraphie ausgerüstet, Südafrika oder Indien erfor*
sehen v/ollte. Die Geologen haben sich als Naturwissens
schafter schnell Rat zu schaffen gewußt, die Anthropo?