Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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nennen, nur dafür, daß sie die südosteuropäischen Steps
pen kolonisiert haben.
Nicht die Steppe, sondern der Wald und die Wald?
wiese sind für den Ukrainer die heimatlichen Pflanzen?
formationen. In der Waldzone und in den benachbarten
Teilen der Waldwiesenzone ist der Keim des Kyjiwer
Staates enstanden.
Bei seiner Expansion hat dieser Staat
vor allem die Waldgebiete Ukrainas umfaßt, die Steppen?
gebiete wurden später erobert und nur verhältnismäßig
kurze Zeit in Botmäßigkeit gehalten. Auch das zweite
Zentrum des alten ukrainischen historischen Lebens,
das galizisch?wolhynische, liegt in der Waldzone der
Ukraina. Sogar das am weitesten in die Steppen vor?
geschobene Zentrum des ukrainischen historischen
Lebens, die Saporoger Ssjitsch, war in ihrer Existenz
an die großen Waldungen des Welykyj Luh am Dnipro
und seinen Nebenflüssen gebunden.
Die ausgesprochene Neigung des ukrainischen Vol?
kes zum Ackerbau von den ältesten Zeiten bis heute
spricht auch für den Waldcharakter des Volkes, ob?
gleich es einem eigentlich paradox erscheinen könnte.
Aber es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß, ob?
gleich die Steppen scheinbar am besten die Kultur
der Getreidegräser begünstigt haben, obgleich die heu?
tigen Hauptzentren der Getreideproduktion der Welt
in den Steppengebieten der Prärien, Pampas, Ukraina
liegen, doch nirgends auf der ganzen Welt die Step?
pen ein ackerbautreibendes Volk erzogen haben. Kein
Steppenvolk hat jemals irgendwo aus eigenem An?
trieb den Ackerbau begonnen. Erst die Waldvölker haben
den Steppenbewohnern den Ackerbau gelehrt. Nur
durch harte Not getrieben greifen die Steppenbewohner
zum Pflug und niemals ist ihnen der Ackerbau in Fleisch
und Blut übergegangen.