Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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Tür und Tor geöffnet und die russische wurde sogar in
der deutschen Wissenschaft die alleinherrschende.
Die slawische Philologie urteilt anders. Mit alleiniger
Ausnahme einiger panrussischen Philologen (Florin*
skij etc.), welche übrigens gar nicht zu philologischen
Kapazitäten gehören, ist
die ganze philologische Wissen*
Schaft darüber einig, daß die ukrainische Sprache mit
der russischen und polnischen nur insofern verwandt ist
wie z. B. die serbische mit der bulgarischen, die polnische
mit der tschechischen. Die Untersuchungen von Miklo*
sich, Malinowski, Dahl, Maksymöwytsch, Potebnja,
2ytezjkyj, Ohonöwsjkyj, Schachmatow, Broch, Baudouin
de Courtenay, Fortunatow, Korsch, Krymsjkyj, Sstözjkyj
und anderer haben ohne jeden Zweifel erwiesen, daß
die ukrainische Sprache keinen Dialekt der russischen
Sprache bildet, sondern eine derselben vollkommen
gleichgestellte, selbständige Sprache ist. Am deutlich*
sten hat ihre gleichlautende Meinung die Petersburger
Akademie der Wissenschaften in ihrem berühmten offi*
ziellen
Gutachten: „Über die Aufhebung der Einschrän*
kungen, betreffend die kleinrussischen Druckschriften,
Petersburg 1905", ausgesprochen.
Die Akademie hat aus*
drücklich betont, daß die russische und ukrainische
Sprache zwei selbständige, gleichwertige Sprachen sind.
Die russische Schriftsprache hat sich nicht auf allgemein
ostslawischer, sondern nur auf großrussischer Grundlage
ausgebildet.
Sie kann daher den Ukrainern nicht aufge*
drängt werden, weil ihnen ja eine vollkommen ausgebil*
dete eigene Schriftsprache zu Gebote steht.
Es ist sehr möglich, daß in einer weit entlegenen,
vorhistorischen Zeit alle ostslawischen Stämme, die Vor*
fahren der heutigen Ukrainer, Weißrussen und Russen,
eine Sprache sprachen. Aber bereits am Anfang des ge*
schichtlichen Lebens in Osteuropa sehen wir diese Sla*