Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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geographen, welche mehr auf geisteswissenschaftlichem
Gebiet arbeiten, haben sich in falschen Voraussetzungen
und Gemeinplätzen verloren.
Es darf uns also nicht wundern, wenn einem jeden kri*
tischen Leser des vorhergehenden Kapitels sich eine Un*
zahl von Fragen aufdrängt: Warum sind denn die Ukra*
iner, diese zweitgrößte slawische Nation der ganzen Welt,
so gänzlich unbekannt? Vielleicht ist die Ukraina nur
ein ethnographischer Begriff und die Ukrainer nur ein
Stamm des großen Russenvolkes, ebenso wie Bayern oder
Sachsen Stämme des deutschen Volkes sind? Oder sind
die Begriffe „Ukraina", „Ukrainer" nur Auswüchse einer
leeren Phantasie einiger verspäteten Enthusiasten, die
für eine glorreiche Vergangenheit und eine glänzende
Zukunft schwärmen und das, was sie erstreben, als be^
reits wirklich hinstellen? usw. usw.
Solche Fragen, auf tiefe Unwissenheit der Anthropos
geographie und Geschichte Osteuropas gegründet, tau*
chen selbst heutzutage, im 20. Jahrhundert, sogar in
maßgebenden gelehrten, publizistischen und politischen
Kreisen auf. Um eine richtige Antwort auf diese und
ähnliche Fragen zu geben, ist dieses Büchlein geschrie«
ben worden.
Die Ukrainer sind eine ebenso volb
kommen selbständige slawische Nation
wie die Tschechen, Polen, Weißrussen,
Russen, Serben, Bulgaren. Die Wurzeln der
Entwicklung der ukrainischen Nation stecken im ebenso
frühen Mittelalter wie die Wurzeln der deutschen, fran«
zösischen, englischen Nation. Das alte ukrainische Reich
von Kyjiw ist mit dem heiligen römischen Reich deut*
scher Nation gleichaltrig. Während aber der Entwick*