Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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theorien'*, der polnischen und der russischen, tritt hier
eine Naturwissenschaft mit ihren exakten Forschungs^s
ergebnissen entgegen.
Die Anthropologie zerstört aber nicht nur diese, die
europäische Wissenschaft bis heute beherrschenden
Theorien. Einige polnische Historiker haben sich uns
längst eine neue Theorie der Entstehung der Ukrainer
gebildet und sie in Europa verbreitet. Darnach wären
die Ukrainer eine Mischung von Slawen mit den mongo*
lischütürkischen NomadenVölkern, welche Jahrhunderte*
lang die ukrainischen Steppen durchzogen und beherrsch*
ten. Die Ukrainer wären ein kulturunfähiges, halb*
nomadenhaftes Steppenvolk, dessen Entwicklung für die
europäische Kultur die größten Gefahren bringen könnte.
Die anthropologische Wissenschaft beraubt jedoch
diese Theorie jeder Grundlage. Die mongolischstürki*
sehen Nomadenvölker zeichneten sich fast insgesamt
durch niederen Wuchs, kurze Beine, lange Arme und
Rundköpfe aus. Dieselben Eigenschaften müßten daher
im ukrainischen Rassetypus sehr deutlich auftreten.
Unterdessen haben die Ukrainer unter allen Nachbar*
Völkern den höchsten Wuchs, die längsten Beine und
mittellange Arme. Und die Brachykephalie der Ukrainer
ist
gerade im Osten, wo die Mischung mit den mongoli*
sehen Stämmen am leichtesten vor sich gehen konnte,
am geringsten!
Der anthropologische Typus der Ukrainer zeigt also
eine vollkommene Selbständigkeit dem polnischen, weiß*
russischen, russischen Typus gegenüber und verrät keine
merklichen Spuren einer mongolischen Beimischung. Die
Verschiedenheit des ukrainischen Typus von dem Typus
anderer Ostslawen lenkte bereits in den Achtzigerjähren
des verflossenen Jahrhunderts die Aufmerksamkeit des
großen Geographen Reclus auf sich. Er bemerkte bereits