Ukraina, Land und Volk ; eine gemeinfassliche Landeskunde

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Werke der ukrainischen Literatur im 19. Jahrhundert, und
im 20. Jahrhundert schreitet ihre allseitige Entwicklung
mit Riesenschritten vor.
Auch eine rege wissenschaftliche Bewegung ents
wickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
und führte zur Gründung zweier akademieartiger, wissen^
schaftlicher Gesellschaften (in Lemberg und Kyjiw). Alle
Zweige der Wissenschaften haben bereits Publikationen,
Bücher, Abhandlungen in ukrainischer Sprache aufzu*
weisen. Die ukrainische Sprache hat hiemit bewiesen,
daß sie gleich jeder anderen Kultursprache vollkommen
geeignet ist, die verwickeltsten wissenschaftlichen Pro?
bleme darzustellen.
Die Vielseitigkeit und der Reichtum der ukrainischen
Literatur sichern ihr einen hervorragenden Platz unter
den slawischen Literaturen überhaupt und erbringen den
besten Beweis, daß die ukrainische Sprache kein bloßer
Dialekt, sondern eine Kultursprache im vollen Sinne des
Wortes ist. Die ukrainische Wissenschaft erhärtet diesen
Beweis in vollkommener Weise. Es wird doch niemand
Probleme der höheren Mathematik, Biologie oder Geo*
morphologie in einem dem plattdeutschen oder proven«
zalischen analogen Dialekt behandeln können!
Die volkstümliche Grundlage der ukrainischen Lites
ratursprache stempelt dieselbe zu einem sehr wirkungs«
vollen Mittel, um das begabte ukrainische Volk auf
Bahnen der Aufklärung und des Fortschrittes zu lenken.
Dies hatte jedoch die russische Regierung sehr schnell
erkannt, aus Furcht vor nationalem Separatismus der
Ukrainer die Entwicklung der ukrainischen Literatur auf
Schritt und Tritt gehemmt und endlich durch den be«
rühmten Ukas des Zaren vom Jahre 1876 jegliche Druck*
Schrift in ukrainischer Sprache strengstens verboten. Nur
eine bedeutende, wirklich lebensfähige Literatur konnte